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"Don Giovanni" verführt (in) Braunschweig

"Don Giovanni" verführt (in) Braunschweig

"230 Frauen in Deutschland, in Italien 640, hundert in Frankreich und 90 in Persien, ja und in Spanien 1003 ." Diese stattliche Beute-Bilanz des berühmten Verführers "Don Giovanni" verkündete dessen Diener in Mozarts gleichnamiger Oper auf Braunschweigs romantischem Burgplatz, wo der Klassiker in diesem Sommer einen besonderen Rahmen unter freiem Himmel erhielt. Während Don Giovannis abgelegte und liebeskranke Gespielin Donna Elvira angesichts der Konkurrenz verzweifelt, rechtfertigt Don Giovanni seine Ausschweifungen mit einer ganz persönlichen Sicht der Dinge: "Wer nur einer treu ist, ist grausam zu den anderen". Zum vierten Mal in Folge präsentierte das Staatstheater Braunschweig in den Sommermonaten August und September 2006 eine Open-Air-Oper auf dem Burgplatz im Herzen der Stadt. Ebenfalls zum vierten Mal stellte auch in diesem Jahr das Braunschweiger Dienstleistungsunternehmen Rockservice die Veranstaltungstechnik und sorgte bei den Aufführungen für den Ohrenschmaus. Für die dezente, aber dennoch klare und exakte elektronische Unterstützung von Singstimmen und Orchester wurden zu diesem Zweck 32 Hochleistungs-Lautsprechersysteme des hannoverschen Herstellers Kling & Freitag eingesetzt. Im 250. Geburtsjahr von Wolfgang Amadeus Mozart fiel die Wahl in diesem Sommer auf dessen berühmtes Singspiel "Don Giovanni" aus dem Jahre 1787. Stilvoll beleuchtet unter dem dunklen Sommerhimmel bildeten der Braunschweiger Dom, die Burg Abendgarderobe und malerische Fachwerkgebäude ein historisches Ambiente, das wie geschaffen war für die Umtriebe der Opernfigur Don Giovanni, die auf den spanischen Don-Juan-Mythos zurückgeht. In der Braunschweiger Inszenierung rückte Regisseur Thomas Wünsch einen Aspekt der Oper in den Vordergrund, der in dem wenig bekannten Untertitel zusammengefasst ist: "Der bestrafte Wüstling". Titelheld Don Giovanni ist hier mehr Provokateur und notorischer Grenzüberschreiter als galanter Verführer und kennt nur ein Gesetz: den eigenen, sprunghaften Willen. Neben Vergewaltigung und Totschlag umfasst sein Sündenregister auch Betrug, Maßlosigkeit und Blasphemie.

   Als Don Giovanni am Ende des Spiels die Statue des von ihm ermordeten Komturs zum Abendessen einlädt, ist das Maß voll: Der steinerne Gast erscheint tatsächlich zum Mahl und entführt den Gastgeber mit akustischer Dramatik in das Reich der Toten. Nicht nur das klanglich druckvolle Finale erforderte in Braunschweig ein technisches Equipment von hoher Qualität und ein ausgeklügeltes Beschallungskonzept. In der diesjährigen Inszenierung wurde im Vergleich zu den vergangenen Jahren besonderer Wert auf einen richtungsbezogenen Höreindruck der Singstimmen gelegt. Die Zuhörer sollten die Akteure von deren jeweiligen Spielpositionen aus orten. Dafür wurden zehn virtuelle Positionen auf der Spielfläche festgelegt, beispielsweise auf den Treppen oder rund um den "Braunschweiger Löwen", das bronzene Wahrzeichen der Stadt, welches in der Inszenierung auf dem Domplatz das Bühnenbild imposant bereicherte. In der Mitte der Spielfläche wurden acht Lautsprecher K&F CA 1001 geflogen (Mittenbeschallung) und einzeln über eine Yamaha DME 24 angesteuert. Damit die Besucher auch die Spielpositionen außerhalb der Mitte sicher orten konnten, wurde von den Beleuchtertürmen aus mit sechs weiteren Lautsprechern (2x K&F CA 1515, 4x K&F CPA) auf drei Achsen beschallt (siehe Foto mit entsprechenden Markierungen). Für jeden Lautsprecher wurden für jede virtuelle Position Pegel und Delayzeit eingemessen. "Bei den Delayzeiten kam es für ein optimales Ergebnis auf eine halbe Millisekunde an", so Michael Hilla von Rockservice, der mitverantwortlich für das Beschallungskonzept war und bei den Aufführungen gemeinsam mit einem Techniker des Staatstheaters Braunschweig für das akustische Gelingen der Darbietung sorgte. "Wir haben insgesamt zwei Nachmittage und einen Abend allein damit verbracht, die Delaymatrix akribisch einzustellen." Anspruchsvoll war die elektronische Verstärkung auch dadurch, dass sich die Akteure während der Aufführung ständig bewegten und durch die Standortwechsel teilweise die Bodenreflexion der natürlichen Stimmen entfiel.

   Auch die runde Form der Arena stellte die Techniker vor Herausforderungen. Für die Musik des Orchesters nämlich, das in einem regendicht abgedeckten Graben untergebracht war, sollte ein gänzlich anderer Übertragungseindruck entstehen als bei den Singstimmen. Galt hier das Gebot der genauen Ortung im Raum, so wünschte sich Dirigent Georg Menskes für das Orchester in diesem Jahr, dass die Zuhörer die Instrumentierung als eine Art akustische Einhüllung von allen Richtungen empfinden sollten. Schließlich, so Menskes, habe Mozart seinen "Don Giovanni" entsprechend komponiert. Für diesen räumlichen Eindruck in der Braunschweiger Open-Air-Arena wurde das Orchestersignal mit Hilfe der Mittenbeschallung (Singstimmen), der Seitenbeschallung (Beleuchtungstürme) und 8 zusätzlichen Kompaktlautsprechern vom Typ K&F CA 205, die ringförmig um das Auditorium angeordnet waren, abgebildet. Als weitere Beschallungsherausforderung galt es ein Fernorchester zu integrieren, das in der Inszenierung eine bedeutende dramaturgische Rolle spielte.

   Beim Zuhörer sollte dabei der Höreindruck einer aus weiter Entfernung hereinwehenden Schallquelle entstehen. Dafür wurde die Musik zuvor im Braunschweiger Staatstheater aufgenommen und während der Aufführung über drei Spuren zugespielt. Die Ausspielung erfolgte über drei in den Außenwänden der Tribüne integrierte Lautsprecher. Deren Schall wurde von den umliegenden Hauswänden reflektiert und erst danach in der Arena hörbar. Dadurch verstärkte sich für den Zuhörer der Eindruck einer entfernten Schallquelle. Auch dank der akustischen Übertragungsqualität war die diesjährige Braunschweiger Domplatz-Inszenierung ein voller Erfolg, der sich nicht nur in den Kulturkritiken, sondern auch in den Besucherzahlen deutlich spiegelte. Sämtliche 13 Aufführungen in der eigens für das Opernevent geschaffenen Freiluftarena mit ihrer ebenso schlichten wie noblen hölzernen Spielfläche und den 1200 umlaufenden Sitzplätzen waren ausverkauft. Insgesamt erlebten mehr als 15.000 begeisterte Zuschauer bei nicht immer freundlichem Wetter ein Kulturerlebnis, das nach jedem Finale ausdauernd beklatscht wurde. Deutschland-Vertrieb: Kling & Freitag

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