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Enrico Dressler im Interview

Enrico Dressler im Interview

Digitale Medien punkten beim Thema Messbarkeit, Transfer und Interpretation von Daten. Live-Events haben ihre Vorteile in puncto Emotionen, sinnhafter Erfahrung und Erlebnis, Persönlichkeit und Vertrauen. Wie lassen sich beide Medien kombinieren?

 

Zu diesem Thema führte Anne Böhl, Managerin Media im Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (AUMA), ein Interview mit Enrico Dressler, CEO von SmartEvents. Der Geschäftsführer des Dresdner Digitaldienstleisters hielt im Frühjahr einen Vortrag auf dem AUMA-FachForum „Messeerfolg messen: Welche KPIs braucht die Messewelt zukünftig“.

 

ANNE BÖHL: Zu Corona-Zeiten erlebten digitale Events in den unterschiedlichsten Entwicklungsstufen und Funktionen einen großen Zuspruch. Wie sieht es aktuell aus? Hat der Boom nachgelassen, da Live-Events wieder möglich sind?

ENRICO DRESSLER: Ja, der Boom hat nachgelassen. Nachdem alle Einschränkungen durch die Corona-Pandemie aufgehoben wurden, gab es eine stark sinkende Nachfrage auf dem digitalen Sektor. Nach einem Tal in 2022 geht der Trend mittlerweile wieder aufwärts. Die traditionell von persönlichen Treffen und Netzwerken geprägten Veranstaltungen wie Messen finden sich eher in den klassischen digitalen Ausführungen wieder. Die Event-App und deren Anbieter erleben gerade einen zweiten Frühling. Bei Events mit wissenschaftlicher, pädagogischer oder medizinischer Ausrichtung hingegen nimmt der Mut zur erweiterten hybriden Umsetzung zu.

ANNE BÖHL: Was können Live-Veranstaltungen von digitalen Plattformen lernen?

ENRICO DRESSLER: Ein hoher Lerneffekt aus dem digitalen Kosmos ist der wesentlich präzisere Umgang mit den bereits vorhandenen und während der Veranstaltung entstehenden Daten. Die Plattformen haben einen hohen Fokus auf schnelle Bereitstellung und Auswertung. Auch wenn dies live sicherlich schwerer umsetzbar ist - die Potentiale sind riesig. Digitale Plattformen fokussieren auch wesentlich stärker auf eine umfangreichere Kommunikation mit und unter den Teilnehmern. Es gibt oft eine detailliertere Zielgruppenansprache, und durch eine fokussierte Aktivierung wird der Besucher mehr in den Ablauf integriert.

ANNE BÖHL: Stichwort hybride Veranstaltungen - welchen Nutzen bieten sie für die Kunden, also die Teilnehmer? Und wie können Veranstalter von der Onsite-Online-Verheiratung profitieren?

ENRICO DRESSLER: Vorteile gibt es viele. Der Teilnehmer hat im Idealfall im Vorfeld die gleichen Vorteile wie bei einer Event-App. Netzwerkmöglichkeiten, das eigene Programm gestalten, Aussteller und Kontakte recherchieren - all das gibt eine gute Plattform bereits im Vorfeld vor. Während der Veranstaltung kann in den Räumen direkt interagiert werden, Beiträge aus anderen Räumen verfolgt und Social-Media zum Event konsumiert werden. Der Benefit für den Veranstalter ist eine wesentlich höhere Reichweite, welche nicht lokal beschränkt wird. Wir sehen auch immer wieder, dass vorher sekundäre Zielgruppen sich durch die geringere Eintrittshürde im Online-Bereich deutlich besser ansprechen lassen.

ANNE BÖHL: Wenn wir die Kennzahlenmessung digitaler Events betrachten - welche sind vergleichbar zu den klassischen Kennzahlen von Messen, zum Beispiel Besucher am Stand, Zahl und Qualität der Kundenkontakte einerseits und eben die Kennzahlen zur Veranstaltung andererseits, Zahl der Aussteller, der Besucher und Flächengröße?

ENRICO DRESSLER: Besucheranzahl und Leadgenerierung sind direkt vergleichbar mit der Messe. Naturgemäß spielt die Fläche keine Rolle, da die Anzahl der Stände keine Limitierung kennt. Einen sehr hohen Stellenwert haben im digitalen Bereich die Daten aus dem Gebiet Verweildauer, zeitliche Entwicklung der Besucherströme und Verteilung auf die einzelnen virtuellen Räume. Generell gibt es sehr viele Gemeinsamkeiten zur Veranstaltungsanalyse und -optimierung. Mit dem Unterschied, dass die Ermittlung der Datengrundlage im Physischen unter Umständen deutlich aufwendiger ist.

ANNE BÖHL: Welche Zukunft hat aus Ihrer Sicht das Messegeschäft, welche Zukunft haben Messen und Live-Kommunikation?

ENRICO DRESSLER: Mit den aktuellen Entwicklungen im Bereich KI und der damit verbundenen Generierung von beliebigen Text- und Bildinhalten wird aus meiner Sicht das Thema Authentizität zukünftig einen noch höheren Stellenwert bekommen. Ein klares Zeichen für die wichtigen Werte der Messe - echte Begegnungen, erlebbare Produkte und Live-Kommunikation. Ein Freifahrtschein ist dies jedoch nicht. Es muss permanent an der Attraktivität der Messe gearbeitet werden, um die derzeit aktuellen höheren Hürden der Besucherteilnahme zu kompensieren. Hier spielen die KPIs als Mess- und Steuerinstrument eine entscheidende Rolle. Auf digitaler Seite gibt es auch im Präsenz-Einsatz noch hohe Potenziale. Zum Beispiel kann Augmented Reality direkt vor Ort erhebliche Mehrwerte bieten und einen weiteren Baustein in Bezug auf die Kombination der Online mit der realen Welt schaffen.

 

(Foto: AUMA/Fotostudio Kirsten Breustedt)

 

www.auma.de

 

Yohann Debarle von Culturespaces Digital im Interview

Yohann Debarle von Culturespaces Digital im Interview
Yohann Debarle von Culturespaces Digital im Interview

Am 30. September 2023 startete im digitalen Kunstzentrum Phoenix des Lumières in Dortmund die Sonderausstellung „Kosmos: Eine unendliche Reise. Das immersive Erlebnis durch Raum und Zeit“. Auf dem Gelände der alten Gasgebläsehalle Phoenix West entführt Phoenix des Lumières Besucherinnen und Besucher für drei Monate in die Weiten des Weltalls.

 

Konzipiert wurde die immersive Ausstellung in Partnerschaft mit der französischen Raumfahrtbehörde CNES von der hauseigenen Produktionsfirma Culturespaces Digital. Yohann Debarle, Produktionsleiter von Culturespaces Digital, gibt im Interview einen Einblick in „Kosmos“ und seine Arbeit hinter den Kulissen.

 

Bei der neuen Ausstellung von Phoenix des Lumières dreht sich alles um die Themen Raumfahrt und Weltall. Warum, glauben Sie, fasziniert der Weltraum die Menschen? Und warum eignet sich gerade dieses Thema für eine immersive Ausstellung?

YOHANN DEBARLE: Das Universum stellt eine der letzten Grenzen menschlichen Wissens dar. Es ist voller mysteriöser und wunderbarer Phänomene, die wir auch in der Ausstellung zeigen, wie beispielsweise bunte Nebel oder ferne Galaxien. Indem man das Universum erforscht, kann man grundlegende Fragen zum Ursprung des Lebens und zur möglichen Existenz anderer Lebensformen beantworten. Das weckt das Interesse und die Leidenschaft vieler Menschen. Wir holen uns durchgehend Feedback von unserem Publikum ein, durch Kommentare in unserem Gästebuch oder auch via Social Media. Dort haben wir in der Vergangenheit viele Anfragen für eine solche Ausstellung rund um den Kosmos erhalten. Die Landschaften des Universums sind spektakulär und das immersive Erlebnis ermöglicht Besucherinnen und Besuchern ein besseres Verständnis der unendlichen Weiten. Das führt auch zu größerer Wertschätzung.

Welche Rolle haben Sie bei der Ausstellung „Kosmos“ eingenommen?

YOHANN DEBARLE: Als Produktionsleiter von Culturespaces Digital habe ich sichergestellt, dass mein Produktionsteam den Zeitplan einhält und die entsprechenden Inhalte liefert. Wir haben uns darum gekümmert, dass die wissenschaftlichen Aspekte stimmig umgesetzt werden und unsere Studiopartner unsere Qualitätsanforderungen erfüllen.

Sie kooperieren eng mit den Design-, Technik- und Studioabteilungen. Was ist zu beachten, damit die Zusammenarbeit all dieser Bereiche reibungslos funktioniert?

YOHANN DEBARLE: Alle müssen vorausschauend denken, in der Lage sein, mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen umzugehen und dabei stets lösungsorientiert arbeiten. Wir haben über zehn Mitarbeitende, die mehr als vierzig Projekte im Jahr betreuen. Es gilt dann vor allem, eine starke und effiziente Kommunikation zwischen den verschiedenen Abteilungen zu etablieren, damit wir die höchstmögliche Qualität für unsere Inhalte garantieren können.

Welche Sequenzen bzw. welche Aspekte der neuen Dortmunder Ausstellung faszinieren Sie besonders?

YOHANN DEBARLE: Mich freut es außerordentlich, dass wir die neuesten Bilder des James-Webb-Teleskops von bunten Nebeln sowie aktuelle Bilder des Mars von den Rovern Perseverance und Curiosity inklusive ihrer berühmten Selfies integrieren konnten. Wir sehen zudem einige wirklich schöne Videoaufnahmen vom Start der Ariane 5 sowie die fantastischen Aufnahmen vom deutschen Astronauten Matthias Maurer. Wenn man solche eindrucksvollen Bilder sieht, kommt man sich ganz klein vor.

Wie darf man sich die Kooperation mit der französischen Raumfahrtagentur, Centre national d’études spatiales, vorstellen?

YOHANN DEBARLE: Es ist die perfekte Partnerschaft zwischen zwei Welten: Wissenschaft und Kunst. Während des gesamten Produktionsprozesses hat uns das CNES dabei geholfen, sicherzustellen, dass unsere Szenarien, die Grafiken und letztlich der gesamte Bestand realitätsgetreu sind. Gemeinsam haben wir dafür gesorgt, dass unsere Ausstellung nicht nur kreativ und schön, sondern auch wissenschaftlich korrekt ist.

Sie arbeiten bereits seit fünfzehn Jahren mit audiovisuellen Medien, produzieren auch Filme. Was genau hat Sie dazu bewogen, in den Bereich immersiver Ausstellungen zu wechseln?

YOHANN DEBARLE: Ich wollte näher an das Publikum heran. Die Arbeit für immersive Ausstellungen ermöglicht es mir, das Staunen und die Freude des Publikums direkt zu sehen, wenn es lebendig gewordene Kunstwerke und Bilder für sich entdeckt oder wiederentdeckt. Die Arbeit für Culturespaces Digital war für mich ein Beweis dafür, dass ich richtig lag. Während wir uns prinzipiell immer mehr auf unsere einzelnen Bildschirme konzentrieren, ermöglichen immersive Ausstellungen ein gemeinsames Erlebnis mit Publikum, Familie und Freunden.

 

(Fotos: Culturespaces/Falko Wübbecke)

 

www.phoenix-lumieres.com

 

Interview with Adarsh Mohan (VStream Media)

Interview with Adarsh Mohan (VStream Media)

Singapore-based VStream Media delivers AV for live events like the Singapore Airshow, Google Cloud Next, and the 50th anniversary Chingay parade. The company provides technical planning, workflow design, and on-site training. While each workflow is bespoke, AVoIP technology and AJA gear are almost always part of the design.

 

VStream Media Co-founder and Managing Director Adarsh Mohan talks about the company’s approach to live production and how they are using the AJA Ki Pro Go multi-channel H.264 recorder to streamline productions.

 

Tell us more about VStreams origins and your role with the company today.

ADARSH MOHAN: Ang Ming Song and I co-founded VStream Media in 2019. He had a background in telecom-engineering and, at the time, I had more than fifteen years of experience in live AV and production. We started the company with a vision to maximize the use of technologies to create forward-thinking processes and solutions for clients in the live events space. As a technical director and network engineer, I bridge the gap between creativity and technicality.  Ang combines his innate understanding of technology and media with comprehensive experience in video production to ensure our clients receive high quality caliber production they’ve come to expect.

Which technologies do you find most valuable in your work?

ADARSH MOHAN: We first focused on using PTZ cameras and NDI for our productions. Our interest in pushing the boundaries of optical and remote technologies largely drove this decision. PTZ cameras help us achieve our desired storytelling aesthetic with automation and remote control. Our dedicated internal research and development (R&D) team also works alongside our operations team to explore and push technological possibilities. We then implement that work into real-world scenarios to take productions to the next level.

What is your go-to kit? 

ADARSH MOHAN: We frequently use PTZ cameras and an internally developed multi-video broadcasting platform. We also rely on tools like AJA Ki Pro Go, the AJA Kona 4 I/O card with a breakout box and other AJA Desktop I/O Solutions, AJA U-Tap SDI and HDMI USB 3.0 capture devices, and our AJA FiDo-2T-12G two-channel 12G-SDI to fiber transmitter. Along with providing live production services and workflow design, we offer systems integration, so we have distribution partnerships with several technology vendors.

Describe your workflow in more detail.

ADARSH MOHAN: For most live event productions, remote speakers call in via a video conferencing platform using a webcam at 720 or 1080p. Multiple SDI feeds are then run through the AJA Ki Pro Gos and recorded as H.264 files to a solid state drive (SSD) and another back-up SSD, because the recorded files are lighter and more accessible for use in the cloud. Recording directly from AJA Ki Pro Go gives us redundant, multi-channel recordings. Post-recording, our team will upload the files to the cloud, so that our client’s editor can download the footage quickly, regardless of where they are based or if they have a limited internet connection. Ki Pro Go has really helped us create a more simple, stable workflow. We began using Ki Pro Go almost immediately after we founded VStream Media, and it has quickly become essential with the rise of remote workflows during the pandemic.

How has the pandemic impacted your work?

ADARSH MOHAN: The industry has been catapulted into digitalization and an exploration of the possibilities of remote production and collaboration; however, we’d already been implementing these workflows pre-pandemic. In the past two years, we’ve seen a surge in demand for our services, primarily in the execution of online events and remote collaboration for video productions. We have clients and AV partners coming in daily to discuss and seek advice on how their ideas and productions can be executed remotely via the cloud and the solutions we can provide to realize them. It has forced us to constantly think on our feet, so that we can come up with creative solutions that align with our customers’ visions. Our AJA gear has made this a lot easier. Their technology is a constant workhorse that delivers incredible value. When it comes to live production, it only happens once, so we need to be confident that all equipment can perform well, which is why we continue to rely on AJA gear.

 

(Photo: AJA Video Systems, Inc./VStream Media)

 

www.aja.com

 

Neue Doppelspitze des BDKV im Interview

Neue Doppelspitze des BDKV im Interview

Vier Fragen an die Kulturmanagerin, Publizistin und Impresaria Sonia Simmenauer, Präsidentin des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), und den Juristen und Kulturmanager Johannes Everke, Geschäftsführer des BDKV.

 

Sie haben gerade erst die Arbeit als Präsidentin und als Geschäftsführer des BDKV aufgenommen. Wie wird die Zusammenarbeit im Tandem aussehen?

SONIA SIMMENAUER: Johannes und ich teilen die Leidenschaft für unsere Branche, für unsere gemeinsame Sache als Verband und für die Musik und das Live-Entertainment im Allgemeinen. Dabei steht für uns auf der Liste ganz oben eine Kommunikation auf Augenhöhe und der Netzwerkgedanke. Es klingt so einfach, ist aber wahr: Gemeinsam sind wir am stärksten. Dies gilt für unsere Beziehungen zu unseren Mitgliedern, Vorstandskolleg/innen und Partner-Verbänden genauso wie im Verhältnis zu anderen branchenrelevanten Institutionen, der Politik oder den Medien. Wir sind fest davon überzeugt, dass im Miteinander die große Chance für gemeinsames Wachstum liegt - deshalb sind wir ja überhaupt auch in einem Verband tätig.

JOHANNES EVERKE: Tatsächlich ändert sich einiges beim BDKV, und wir treten als ein Team, nicht bloß als Tandem, an. Dieses Team besteht neben Präsidentin und Geschäftsführer aus dem gesamten neuen Vorstand. Und über Arbeitsgruppen beziehen wir die Mitgliedschaft mit ein. Denn die VUCA-Welt (eine von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität geprägte Realität), stellt uns dauerhaft vor sehr komplexe und mehrdeutige Herausforderungen. Und während man komplizierten Problemen mit Fachwissen beikommen kann, braucht es für die Lösung komplexer Sachverhalte Multiperspektivität und vielgestaltige Expertise. Das kann nur ein Team schaffen, welches divers aufgestellt und daran interessiert ist, sich gegenseitig zu motivieren, zu informieren und mit den jeweiligen Sichtweisen zu überraschen und zu bereichern.

Ihre beruflichen Hintergründe und Werdegänge haben Sie beide durch verschiedene Stationen in der Musikwelt geführt. Wie werden diese Erfahrungen Ihr Wirken im BDKV inspirieren, und was ist Ihnen unmittelbar wichtig?

JOHANNES EVERKE: Wir beide sind beim Hören von Musik thematisch sehr breit interessiert und vor allem neugierig und abenteuerlustig. Falls Sie das mit Ihrer Frage implizieren wollten: Übertragen auf die Verbandsarbeit sollten das ziemlich gute Voraussetzungen sein, weil es darauf ankommt, die verschiedensten Geschäftsmodelle, Charaktere und Themen unserer Branche zu verstehen und zu vernetzen. In meinem gesamten beruflichen Weg bis hierhin habe ich den Wert von Kooperationen schätzen gelernt und die besten Erfahrungen immer dann gemacht, wenn es gelungen ist, Brücken zwischen verschiedenen Positionen zu schlagen. Unsere Branche der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft ist genauso vielgestaltig wie der Hintergrund aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen, vor dem wir heute und in Zukunft arbeiten. Also geht es jetzt darum, unsere Gemeinsamkeiten zu betonen, Interessen auszugleichen und bei der Durchsetzung unserer Belange Solidarität und Einigkeit zu zeigen. Dann wird es uns auch gelingen, die kulturelle Vielfalt zu bewahren, die unser Musikleben so auszeichnet.

SONIA SIMMENAUER: In meiner Arbeit als Agentin, die landauf landab über vier Jahrzehnte Künstler/innen vermittelt hat, hat mich immer das enorme kulturelle und künstlerische Potenzial dieses Landes fasziniert. Wenn ich mit offenen Augen unterwegs war, haben mich Menschen und Kulturorte immer wieder zum Staunen gebracht. Also begegne ich auch den stetigen und notwendigen Veränderungsprozessen in unserer Gesellschaft mit Offenheit und Neugier. Als Präsidentin des BDKV sehe ich mich in der privilegierten Situation, diese Veränderungen aktiv mitzugestalten und für unseren großartigen Wirtschaftszweig wichtige Akzente zu setzen. Entwicklungen und Auswirkungen im Zuge der globalen Digitalisierung stehen dabei ebenso auf meiner Agenda wie die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter/innen, des Publikums oder der Künstler/innen. Nachhaltigkeit und Diversität, die Entwicklung von Publikumsgruppen sind weitere Kernthemen unserer Zeit. Und wenn man zusätzlich noch bedenkt, dass der Konzertbetrieb die Aufgabe hat, Themen, Trends und Menschen zusammenzuführen, sind meine Erfahrungen also eine wunderbare Schule gewesen.

Nach den harten Corona-Jahren hört man von einigen Veranstaltern, für sie gehe es wieder deutlich bergauf, während viele andere sich weiterhin mit großer Unsicherheit konfrontiert sehen, neben fehlender Planbarkeit vor allem mit dem Fachkräftemangel und steigenden Energiekosten. Wie ordnen Sie diese unterschiedlichen Wahrnehmungen ein?

JOHANNES EVERKE: Zunächst einmal ist es für uns genauso wie für die Künstler/innen und Fans die größte Freude, nach den eingeschränkten Zeiten nun wieder das echte, unmittelbare Konzert- und Live-Erlebnis zu haben. Einige Nachwirkungen von Corona sind natürlich insbesondere bei Publikum und Fachkräften noch zu spüren, gleichzeitig ist der Markt von Krieg, Energiekrise und Inflation betroffen. Großartig, dass einige trotzdem schon wieder auf ausverkaufte Veranstaltungen schauen können. Das sind vor allem Superstars und Events mit viel Strahlkraft. Mit viel Aufmerksamkeit beobachten wir aber, dass das gerade bei kleineren Acts oder Nachwuchsthemen noch nicht der Fall ist. Die Gründe sind individuell unterschiedlich, und es bietet sich nicht eine einzelne Maßnahme als Allheilmittel an, um das wieder zu ändern. Wir - und da schließe ich neben unseren Branchenunternehmen auch Politik, Verwaltung, Gesellschaft und die übrige Wirtschaft mit ein - haben da noch viel vor uns. Vor allem die mangelnde Planungssicherheit ist ein erheblicher Faktor für aktuell noch verbreitete Zurückhaltung und Sorge von Veranstaltungsunternehmer/innen. Dabei würde uns die Fortführung staatlicher Hilfsmaßnahmen wie der angekündigte Energiefonds Kultur, der Festival-Förder-Fonds oder auch die schnelle Einführung des Kulturpasses Rückenwind verschaffen. Die kürzlich verkündete Fortsetzung der Wirtschaftlichkeitshilfe für Kulturveranstaltungen in Hamburg ist ein starkes Zeichen und hat hoffentlich Signalwirkung für den Bund und die anderen Bundesländer.

In einem Interview sprach die Kulturstaatsministerin Claudia Roth von dem Wunsch, Menschen zur Kultur zurückzuholen. Wie viel kann eine Initiative wie der Kulturpass für junge Menschen hier für den Live-Sektor beitragen?

SONIA SIMMENAUER: Ganz bestimmt ist der Kulturpass, wenn er tatsächlich alle - also auch die Privatveranstalter - berücksichtigt, eine schöne Initiative und ein guter, erster Schritt. Aus Frankreich kam die Idee, und die Potenziale für Branche und Publikum sind dort sichtbar. Es ist charmant, dass der Kulturpass die zwei Gruppen miteinander verbindet, die mit am meisten unter coronabedingten Maßnahmen gelitten haben: junge Menschen und Kulturschaffende. Wir wünschen uns, dass dieses Projekt erstens ausreichend finanziert ist, zweitens über mehrere Jahre läuft und drittens, wenn es wie angekündigt zum zweiten Quartal 2023 startet, auch eine schnell wirksame Hilfe für unsere Branche wird. Denn wir brauchen nach den Corona-Jahren und angesichts aktueller Krisen schnelle Maßnahmen, um wieder nachhaltig in Schwung zu kommen. Für die Umsetzung des Kulturpasses bieten wir der Politik gerne unsere Hilfe an, denn unsere Unternehmen haben alles dafür nötige Know-how. Auch für ein „Audience-Development“ kann der Kulturpass einen ersten Beitrag leisten. Wenn wir aber nicht nur die Corona-Generation der jetzt 18-Jährigen erstmals an Konzerte heranführen, sondern auch das Publikum der nächsten Jahre sichern wollen, braucht es noch drei weitere Maßnahmen. Erstens brauchen wir eine bildungspolitische Initiative mit Auswirkungen auf die Schulen und ihre Lehrpläne. Zweitens müssen wir eine gesellschaftspolitische Debatte über den gemeinschafts- und sinnstiftenden Wert von Kultur führen und drittens die wirtschaftspolitische Wahrnehmung und Wertschätzung der Musikwirtschaft als systemrelevanten Teil unseres Gesamtsystems steigern. Das alles braucht zwar längeren Atem, aber am Ende können wir damit das bunte, vielfältige und inspirierende Musikleben bewahren, was eine offene Kulturgesellschaft ausmacht und beflügelt.

 

(Fotos: BDKV/Lennart Rühle)

 

www.bdkv.de

 

Nohlab im Interview

Nohlab im Interview

Am 28. Januar 2023 eröffnet mit Phoenix des Lumières in Dortmund das erste Zentrum für immersive Kunst des französischen Kulturunternehmens Culturespaces in Deutschland. Neben den Werken von Gustav Klimt und Friedensreich Hundertwasser aus einem Jahrhundert Wiener Malerei wird mit der Ausstellung „Journey“ auch zeitgenössische Kunst gezeigt.

 

Produziert wird dieses immersive Projekt vom Kreativstudio Nohlab aus Istanbul (Türkei). Nohlab arbeitet seit dem Jahr 2019 in regelmäßigen Abständen mit Culturespaces zusammen und ist mit der digitalen Ausstellung „Journey“ nun zum ersten Mal auch in Deutschland zu sehen. Der Kartenverkauf findet über die Website von Phoenix des Lumières statt. 

 

Deniz Kader und Candas Sisman, die Gründer von Nohlab und Schöpfer von „Journey“, im Interview:

 

Was steckt hinter der Ausstellung „Journey“?

DENIZ KADER: Bei der Ausstellung handelt es sich um die digitale Darstellung eines Naturphänomens: Wir simulieren, wie ein Photon - die kleinste Einheit des Lichts - zu Formen und Objekten wird, die vom menschlichen Gehirn wahrnehmbar sind - von dem Moment an, in dem sie sich dem Auge nähern, bis zum Gehirn. Daher auch der Titel „Journey“, also „Reise“. Es ist ein wissenschaftliches Phänomen, das wir digital aufbereitet und für alle zugänglich gemacht haben. Eine Eigenschaft übrigens, die „Journey“ mit vielen anderen unserer Projekte gemeinsam hat. Wir sind einfach fasziniert von der Wissenschaft und von Naturphänomenen.

Sie haben für die Vorbereitung das menschliche Auge regelrecht studiert.

CANDAS SISMAN: Das kann man so sagen. Wir haben uns mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen getroffen und uns jede Schicht des menschlichen Auges erklären lassen. Zusätzlich mussten wir auch den Mechanismus verstehen, wie ein Photon auf dem Weg ins Auge transformiert wird. In der Darstellung von der „Journey“ stellt jetzt jede Szene eine Schicht des Auges dar. Insgesamt führen wir das Publikum durch den Raum Iris - Linse - Sehnerven - Gehirn: Unsere Reise beginnt mit der Entstehung von Photonen im leeren Raum, die farbigen Photonen nähern sich dem Auge, und wir befinden uns in der Kapillarstruktur der Iris, der ersten Schicht des Auges. Die nächste Station für die Lichtteilchen ist die Linse, die eine kristallinere Form hat. Wir befinden uns jetzt in einer refraktiven und fraktalisierten Umgebung. Mit zunehmendem Tempo bewegen wir uns auf eine Struktur aus vielen Kapillaren, auch Sehnerven genannt, zu, die allmählich dünner werden und schließlich Lichtpartikel zu Neuronen übertragen. Die Photonen sind jetzt Signale, die von ihren Neuronenführern an das Gehirn übermittelt werden. Wenn sie den sensorischen Mechanismus im Gehirn erreichen, beginnt Licht schließlich, eindeutige Formen und Bilder zu erzeugen, die wahrgenommen werden können.

Die Reise eines Photons klingt erst einmal abstrakt. Wie erreichen Sie das Publikum?

DENIZ KADER: Durch riesengroße Projektionen, gepaart mit der passenden Musik und dem Raumgefühl einer historischen Industriehalle - das ist ein beeindruckendes Erlebnis. In der immersiven Ausstellung von Phoenix des Lumières machen die Besucher die Erfahrung, ein Photon zu sein. Sie erleben die ganze Reise so, als wären sie Photonen - bis zum Finale der Ausstellung, in dem sie die expliziten Formen und Bilder erleben, in welche sich die Photonen verwandeln. Denn wir möchten die Menschen in die Lage versetzen, einen Perspektivwechsel zu vollziehen: Wie fühlt es sich an, ein Photon, ein Lichtpartikel, zu sein, das ins Innere des menschlichen Auges reist?

Perspektivwechsel ist das Stichwort. Warum ist Ihnen das so wichtig?

CANDAS SISMAN: Wir möchten eine Erfahrung vermitteln, die jeder Mensch verstehen kann, unabhängig von Land oder Sprache. Wir möchten ein für alle Menschen gemeinsames emotionales Erlebnis schaffen. Uns geht es um die sinnliche Erfahrung, die wir schenken möchten. Um sich mit allen Sinnen auf etwas einzulassen, sind Neugierde und Offenheit Voraussetzung. Und aus unserer Sicht kann Offenheit nur entstehen, wenn auch ein Wechsel der Perspektive möglich ist. Wer sich in die Natur einfühlt, kann auch sein Verhalten ihr gegenüber ändern.

Wie sind Sie zu der Zusammenarbeit mit Phoenix des Lumières gekommen?

DENIZ KADER: Das französische Kulturunternehmen Culturespaces hat im Jahr 2018 ein Festival für digitale Kunst in Paris ausgerichtet. Zusammen mit vielen anderen Künstlerinnen und Künstlern aus Europa haben wir unsere Kunst gezeigt - und wurden vom Publikum anschließend als Favoriten gekürt.

CANDAS SISMAN: Das hat uns damals total überrascht, weil unsere Kunst viel abstrakter war als die der anderen. Wir glauben, dass wir den Preis erhalten haben, da wir den gesamten Raum als Element unserer Arbeit verwendet haben, wir haben die Umgebung in das gesamte Design integriert und so versucht, das Publikum Teil der Geschichte werden zu lassen. Aber immerhin ist Culturespaces so auf uns aufmerksam geworden. Seitdem arbeiten wir zusammen und zeigen unsere Kunst in den digitalen Zentren wie Phoenix des Lumières in Dortmund.

 

(Foto: Phoenix des Lumières/Vincent Pinson)

 

www.phoenix-lumieres.com

 

Michael Morche im Interview

Michael Morche im Interview

Michael Morche, Projektleiter und Hygienebeauftragter bei Event Safety Consult (ESC), erläutert die Beweggründe zur Entwicklung des Basis-Trainings „Fit für Event“, dessen Inhalte und Zielgruppen.

 

Mit deinen 25 Jahren Erfahrung in der Eventbranche bist du quasi schon einer der „alten Hasen“. Bislang haben Hygiene und Infektionsschutz kaum eine Rolle gespielt, auf einmal ist dieser Bereich jedoch ein Riesenthema. Glaubst du, dass uns dieses Thema langfristig begleiten wird, oder wird es in Vergessenheit geraten, wenn die Infektionszahlen wieder sinken?

MICHAEL MORCHE: Es ist in der Tat so, dass Hygiene bei den Produktionen, bei denen ich dabei war, niemanden groß interessiert hat - ehrlich gesagt: mich eher auch nicht. Es war kein Thema. Man kam vielleicht mal entfernt damit in Berührung, wenn man die Anzahl der notwendigen Toiletten für ein Event ermitteln und die dann inklusive der Ausstattung beim Dienstleister ordern musste. Und Infektionsschutz, Pandemie-Planungen und all das waren ganz weit weg. Ich vermute, das geht den meisten aus der Branche so, wenn wir über die Zeit vor der Pandemie nachdenken. Es ist schwer zu sagen, wie lange uns das Thema begleitet - vielleicht fünf bis zehn Jahre - da wäre ich mir recht sicher.

Und langfristig? Was bleibt?

MICHAEL MORCHE: Nun, wir schätzen, dass die Vorgaben zu den Themen beim Gesetzgeber und bei den Berufsgenossenschaften weiterentwickelt und gepflegt werden. Die Berufs- und Branchenverbände sind ja momentan auch sehr aktiv, und wir begleiten sie dabei. Hygiene betrifft uns alle, und in diversen Bereichen sind Hygienethemen wichtig - am Ende ist es Arbeitsschutz. Zum Beispiel allein bei den Bereichen Catering, Toiletten, Reinigungs-Services und allem, was damit zusammenhängt, ist es enorm wichtig, dass wir jetzt definieren, welche Rolle das zukünftig spielt. Diese, aber auch andere Gewerke sind früher quasi „unter dem Radar“ mitgelaufen, und jetzt wird ganz deutlich: Sie dürfen nicht vernachlässigt werden. Meine Motivation und mein Ziel ist, dass Hygiene allgemein in der Zukunft mehr im Fokus bleibt und bei der Planung und Umsetzung von Veranstaltungen standardmäßig mitgedacht wird. Das hat mit der Sicherheitsplanung auch gut geklappt. Das ist sicher noch ausbaufähig, aber die Relevanz ist im Bewusstsein und Prozess verankert - so wie die Infrastruktur oder die Aufbauten, wenn größere Veranstaltungen geplant werden.

Wenn wir nun aber davon ausgehen, dass uns dieses Thema noch eine ganze Weile begleiten wird - wäre es dann nicht für alle Event-Beteiligten sinnvoll, eine Weiterbildung zur/zum Hygienebeauftragten zu absolvieren?

MICHAEL MORCHE: Ja, aber wir müssen differenzieren. Nicht jeder braucht alles Wissen. Um zu erreichen, dass die Hygiene im Veranstaltungsbereich eine größere Bedeutung bekommt, müssen aus meiner Sicht erstmal die Verantwortlichen entsprechend geschult werden - und zwar nach einheitlichen Standards, wie zum Beispiel bei der Ausbildung zum Hygienebeauftragten. Im Moment ist es oft so, dass man denkt: „Okay, es gibt jetzt wieder diese und diese Vorgabe, die wir einhalten müssen“, also etwas, das sich irgendwer „da oben“ ausgedacht hat. Das muss mit seiner Bedeutung und als ganz normaler Vorgang erstmal in die Köpfe rein. Bei Baubüchern für Bühnen oder Arbeitsschutzschuhen diskutiert heute auch fast keiner mehr, aber das hat eben eine Weile gedauert. Auch alle, die die Hygiene- und Infektionsschutz-Maßnahmen dann umsetzen müssen, brauchen dazu Schulungen, das muss dann nicht gleich ein kompletter Lehrgang zum Hygienebeauftragten sein. Eher so, wie es zum Beispiel im Bereich Catering und Reinigung schon immer gehandhabt wird, und wie das dort übrigens verpflichtend ist. In der Zukunft sollten diese Themen dann normaler Bestandteil der einschlägigen Ausbildungen sein, also zum Beispiel zum Veranstaltungstechniker oder Meister etc. - sicher jeweils mit unterschiedlichem Gewicht. Und wenn man sich qualifiziert, zum Beispiel zum Veranstaltungsleiter, dann muss das auch dabei sein, um ein entsprechendes Grundverständnis zu schaffen.

Was ist der Unterschied zwischen dem ESC-Basis-Training „Fit für Event“ und den angebotenen Weiterbildungen im Bereich Hygiene auf dem Markt?

MICHAEL MORCHE: Üblicherweise haben Hygieneschulungen das Ziel, die Teilnehmer ganz grundsätzlich in die Lage zu versetzen, eigenständig Hygienemaßnahmen zu planen, umzusetzen und zu kontrollieren. Dabei wird in der Regel Grundwissen im Bereich Hygiene vermittelt und die allgemeine bzw. branchenspezifische rechtliche Situation dargestellt. In unserem Basis-Training werden diese Rahmenbedingungen natürlich auch erläutert. Es geht hier aber vor allem darum, den Teilnehmern die Schwerpunkte und Herausforderungen bei der Umsetzung vor Ort aufzuzeigen und mögliche Lösungen zu skizzieren. Dies geschieht anhand von Beispielen aus bereits realisierten Veranstaltungen unter Pandemie-Bedingungen.

Wie hast du die Schulung konzipiert - wo liegt der Fokus, und was ist das Lernziel der Schulung?

MICHAEL MORCHE: Das Training wird als ca. einstündiger Vortrag gehalten, inklusive Fragerunde. Hier können Inhalte vertieft werden. Im Fokus dieses Basis-Trainings steht dabei die Umsetzung der für die allgemeine Hygiene notwendigen Maßnahmen, strukturiert nach den maßgeblichen Beteiligten: Besucher, Beschäftigte und Mitwirkende. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Maßnahmen der Dienstleister aus dem Bereich Catering und Reinigung, da diese in besonderer Weise für die Hygiene entscheidend sind. Nach der Teilnahme am Kurs und nach Erhalt der Unterlagen haben die Teilnehmer einen Überblick über hygienische und gesetzliche Rahmenbedingungen, die Schwerpunkte bei der Umsetzung und bei der Kontrolle der Maßnahmen vor Ort.

Inwiefern ist das für Entscheider und Planer aus Agenturen und der Industrie von Bedeutung?

MICHAEL MORCHE: Die Verantwortlichen benötigen bestimmte Grundkenntnisse über die wichtigen Aspekte des Infektionsschutzes und darüber, was diese auch für beteilige Dienstleister bedeuten. Durch unseren Kurs erhalten Teilnehmende einen Überblick darüber, wer für was verantwortlich ist und wo Schnittstellen sein können. Das führt nicht nur zu einem sicheren Gefühl, sondern auch dazu, dass auch diese neuen Abläufe optimal in den Veranstaltungs-Prozess integriert werden können.

Was ist deiner Meinung nach für die nun kommenden Projekte im Bereich Veranstaltungen und Messen hinsichtlich Infektionsschutz wichtig?

MICHAEL MORCHE: Ich denke, es ist ausschlaggebend, dass man die aktuellen Entwicklungen sowohl im Bereich der Forschung als auch auf Seiten des Gesetzgebers im Blick hat. Das ist beides im Moment permanent in Bewegung. Dabei geht es vor allem darum, jetzt schon realistisch abzuschätzen, in welche Richtung sich die Vorgaben von Seiten der Genehmigungsbehörden entwickeln werden, was also für eine Veranstaltung in zum Beispiel einem halben Jahr die Rahmenbedingungen sein werden. Am Beispiel der Desinfektion haben wir es gesehen: Zuerst war sie ganz wichtig, und jetzt geht es vor allem um die Übertragung der Viren über die Luft. Entscheidend bleibt aber der möglichst frühe und offene Kontakt mit den Genehmigungsbehörden - das heißt, es ist möglichst zeitig abzuklären, was von deren Seite in welcher Form benötigt wird und was wir für unsere Veranstaltung an Vorgaben zu erwarten haben.

Agenturen spielen ja meist eine Schlüsselrolle in der Veranstaltungsorganisation und der Koordination der Gewerke. Wie ist im Bereich der ausführenden Agenturen generell mit dem Thema Infektionsschutz umzugehen, wer darf was machen, und wo sollte man sich besser Unterstützung holen? Und wie ist die Rolle der Kunden (Veranstalter)?

MICHAEL MORCHE: Gerade Agenturen leisten hier einen wichtigen Job, und wie wir immer wieder von unseren Agenturkunden bestätigt bekommen, profitieren sie maximal davon, sich bereits in der Planungsphase valide externe Infektionsschutz-Beratung einzuholen. Das spart Zeit, Kapazität und letzten Endes entsteht so die Möglichkeit zur Profilierung und Verstärkung der Kundenbindung von Agentur und Endkunde - denn sie bieten einen Mehrwert, nämlich Einfachheit und Sicherheit. Das resultiert vor allem aus den vielen verschiedenen Vorgaben, die zu beachten sind. Dabei denke ich nicht nur an die aktuelle Corona-Problematik, sondern auch an bereits vorhandene Vorgaben aus dem Bereich Hygiene, wie sie zum Beispiel die Dienstleister beim Catering und bei der Reinigung beachten müssen. Auch bei der Planung der erforderlichen Maßnahmen sollte man sich fachliche Unterstützung einholen, da man auf diese Weise von bereits gemachten Erfahrungen profitieren kann. Die konkrete Umsetzung ist dann wieder bei den Agenturen gut aufgehoben, dazu bräuchte man eventuell und je nach Projektkomplexität Unterstützung bei Detailfragen, zum Beispiel bei der Luftqualität. Bei der Überwachung der Umsetzung der Maßnahmen und bei der Qualitätskontrolle sollte man dann ab einem gewissen Level auf externe fachliche Unterstützung durch Spezialisten setzen. Das Wichtigste: Alle Beteiligten sollen sich dieser neuen Situation, mit neuen Herausforderungen und Verantwortungen, gewachsen fühlen, sollen also fit und dazu in der Lage sein, einzuschätzen, ab wann fachliche Unterstützung nötig ist. So können wir alle langsam und Schritt für Schritt zurückkehren - in eine neue Event-Realität, persönlich und ganz echt, fernab von Zoom-Meetings und Online-Events. Und genau hier bietet unsere Reihe den nötigen Input, um ein sicheres Gefühl und ein Grundverständnis für diese neuen Herausforderungen zu schaffen - und das kostenlos, weil uns die sichere Veranstaltungsumsetzung auch unter pandemischen Bedingungen am Herzen liegt.

 

(Foto: Klicktrick)

 

www.event-safety-consult.eu

 

Peter Stumpf im Interview

Peter Stumpf im Interview

Zur Premiere der neuen Fachmesse Structures International in Dortmund geht vom 8. bis 10. November 2022 eine europäische Plattform für temporäre Bauten, Industrie-, Lager- und Veranstaltungszelte und Equipment an den Start. Einen Vorgeschmack auf das Themenspektrum des neuen Messeformates gibt Peter Stumpf, Chefredakteur der Fachzeitschrift „Zeltundco“, dem ideellen Partner der Structures International.

 

Welche Anwendungsbereiche für temporäre Raumlösungen wird die Structures International abdecken?

PETER STUMPF: Die Anwendungsbereiche für temporäre Raumlösungen sind wirklich umfassend. Natürlich gibt es die beiden großen Segmente Veranstaltungszelt und Industriezelt. Diese stehen sicherlich im Mittelpunkt der Structures International in Dortmund. Daneben werden sich aber auch zahlreiche Zulieferer auf der Messe präsentieren. Diese Kombination aus den Zeltsystemen und den differenzierten Ausstattungsmöglichkeiten macht das Zelt attraktiv für unterschiedlichste Märkte und Wirtschaftszweige. Allein die Tatsache, dass erstmals eine gesamte internationale Fachausstellung für die Zeltbranche stattfindet, wird der Structures International eine große Aufmerksamkeit garantieren.

Warum ist die Messe Dortmund für die neue B2B-Plattform, die sich von Anfang an auf internationale Anbieter und Besucher ausrichtet, der richtige Standort?

PETER STUMPF: Aus zwei Gründen: Zum einen hat die Messe Dortmund durch die BOE International Erfahrungen mit dem Thema Zelt; einige der führenden Hersteller von temporären Lösungen stellen seit langem auf der BOE aus. Der zweite Grund ist die geographische Lage des Standorts: Dortmund ist die größte Stadt der Metropolregion Ruhr, dem größten zusammenhängenden Wirtschaftsgebiet in der EU. Die Nähe zu den Benelux-Staaten ist bei einer Messe für die Zeltbranche von zentraler Bedeutung, da viele Zelthersteller und Zulieferer aus diesen Staaten kommen.

Mehr und mehr ist auch das Thema Nachhaltigkeit bei den Anbietern von temporären Bauten und mobilen Zelten angekommen. Wie stellt sich das umweltfreundlich produzierte und zertifizierte Angebot von modernen Zelten dar? Wird sich das Ausstellerangebot der Messe auch der Nachhaltigkeit in den flankierenden Bereichen Reinigung, Lagerung, Recycling oder Energieeffizienz widmen?

PETER STUMPF: Das Zelt an sich ist der Inbegriff nachhaltigen Wirtschaftens. Ein Zelt wird aufgebaut, wenn es benötigt wird. Danach wird es wieder bis zum nächsten Einsatz eingelagert. Alle Bestandteile können wiederverwendet werden, die Planen werden gereinigt und bei Bedarf repariert. Mehr Nachhaltigkeit geht also nicht. Bei den Zulieferern steht das Thema Nachhaltigkeit auch weit oben auf der Tagesordnung. Das reicht vom Einsatz immer effizienterer Beheizungs- und Klimatisierungsgeräte über das Einsparen von Wasser bei der Reinigung von Planen und den mobilen Sanitärsystemen bis hin zu modernsten Beleuchtungssystemen.

Gerade in den letzten zwei Jahren bekam auch der Aspekt Sicherheit eine ganz neue Dimension. Neben den allgemeinen Standards mussten in Zeiten von Corona die Produktpalette, frei wählbare Ausstattungsmerkmale und weitere Dienstleistungen einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis angepasst werden. Welche Lösungen bietet hierzu die Messepremiere der Structures International?

PETER STUMPF: Die Zeltbranche nimmt bei der Umsetzung von Abstands- und Hygienemaßnahmen während der Corona-Pandemie eine zentrale Rolle ein. Test- und Impfzentren in ganz Deutschland sind durch Zelthersteller und Zeltvermieter errichtet worden. Die Einlasskontrollen von Veranstaltungen sind mit Hilfe von Zelten umgesetzt worden. Und durch temporäre Bauten bietet sich für Veranstaltungsorte die Möglichkeit, die Räumlichkeiten so zu vergrößern, dass die Richtlinien eingehalten werden können. Zu all diesen Themen werden auf der Structures International viele Produkte und Lösungen zu sehen sein.

Was macht die Structures International aus Ihrer Sicht interessant für ausstellende Unternehmen?

PETER STUMPF: Meiner Ansicht nach ist die Homogenität der entscheidende Faktor. Die Aussteller treffen auf eine Besuchergruppe, die optimal zu den präsentierten Produkten passt. Und das wird auf der Structures International in doppelter Hinsicht der Fall sein: Zum einen werden über zwölftausend Zeltvermieter aus aller Welt nach Dortmund eingeladen; zum anderen werden auch zahlreiche Entscheider aus Industriebranchen vor Ort sein, die einen großen Bedarf an temporären Lagerkapazitäten haben. Auf der Structures International findet jeder Aussteller seine Zielgruppe vor. Und damit ist der Grundstein für einen erfolgreichen Messeauftritt gelegt.

 

(Foto: Zeltundco/Lia Mo)

 

www.structures-international.de