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Yamaha elektrisiert die 350 Jahre alten Passionsspiele
Bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts werden im oberbayrischen Oberammergau alle zehn Jahre die berühmten Passionsspiele ausgetragen. Mit der diesjährigen Ausgabe des geschichtsträchtigen Spektakels ging eine Premiere einher. Erstmals setzten die Veranstalter auf die Unterstützung einer Beschallungsanlage – und auch Yamaha war mittendrin im Geschehen, denn am FOH-Platz sorgte eine große PM5D-Digitalkonsole für den rechten Mix.
Nach vielen leidvollen Monaten, hervorgerufen durch den Dreißigjährigen Krieg, große Armut und insbesondere die Pest, flehten die verzweifelten Bewohner Oberammergaus im Jahre 1633 Gott um Hilfe an und gelobten, dem Herrn zum Dank ein Passionsspiel auszutragen. Alle zehn Jahre sollten das Leben, der Tod und die Wiederauferstehung von Jesus Christus nachgespielt werden. Tatsächlich, so die Überlieferung, forderte die Seuche von diesem Zeitpunkt an keine neuen Opfer mehr – und so lösten die Bewohner ihr Versprechen zu Pfingsten des folgenden Jahres ein und spielten auf einer Bühne auf dem Friedhof direkt über den Gräbern der jüngsten Pestopfer das Leben Jesu Christi nach.
In diesem Jahr wurde zum ersten Mal eine Beschallungsanlage eingesetzt. Das Equipment wurde von der Münchener Niederlassung der Veranstaltungstechnik-Firma Neumann&Müller gestellt. Zum Lieferumfang gehörten unter anderem ein Yamaha PM5D mit zwei MY16EX-EtherSound-Karten und einer MY16MD64-MADI Karte sowie 13 P4500-Leistungsverstärker und zwei Paar Aktivmonitore vom Typ MSP5. "Das Schauspiel besteht aus einer Reihe einzelner gespielter Szenen, die von Erzählungen und Musikstücken eingerahmt und untermalt werden. Für die musikalische Begleitung sorgen ein Orchester, ein 60-köpfiger Chor und einige Solisten", so Michael Kennedy, der 2010 als Toningenieur für die Passionsspiele arbeitete. "Eine quasi 'unsichtbare' Beschallungsanlage für eine 40 Meter breite Bühne zu realisieren, welche die akustische Richtungsortung stets aufrecht erhält, egal, welcher Mime gerade spricht, und die darüber hinaus gewährleistet, dass auch in der hintersten Reihe 60 Meter von der Bühne entfernt die Sprachverständlichkeit gut bleibt - das war eine große Herausforderung."
Um allen Anforderungen gerecht zu werden, mussten Michael und der Sounddesigner des Spektakels, Rudolf Pirc von Neumann&Müller, einige Hürden nehmen. Hierzu gehörte zum Beispiel die Mikrofonierung von mehr als 100 Sprecherrollen plus einer großen Anzahl Sende-Mikros. Auch der Sound des Orchesters, das in einem tiefen Orchestergraben unterhalb der Bühne spielte, sollte natürlich bei allen Zuschauern im Saal gleichermaßen gut ankommen. Um dies alles umzusetzen verfügte das PM5D über 44 Inputs – davon 13 für das Orchester und sieben für die Sendemikrofone. Außerdem gab es eine Mixtur aus Richt- und Grenzflächen-Mikrofonen für die Schauspieler und den Chor. 40 Mischszenen waren in der Konsole vorprogrammiert worden.
"Bei der ersten Szene handelte es sich um eine Start-Szene. Sie löste eine Art übergreifenden Pult-Recall aus. Alle Parameter wurden also auf jene Werte zurückgesetzt, die vor dem Beginn der Vorstellungen benötigt wurden", erklärt Michael. "Danach wirkten sich die meisten Szenen-Recalls lediglich auf die Fader- und DCA-Stellungen aus. So konnte ich eine große Anzahl von Fader-Bewegungen automatisieren (Chor ein/aus, Orchester DCA ein/aus und so weiter). Gleichzeitig war es mir noch immer möglich, zum Beispiel die EQ-Einstellungen zu verändern, um auf tagesspezifische Unregelmäßigleiten einzugehen. Oder ich konnte im Falle von defekten Mikrofonen ganze Kanäle einfach abschalten." Zwar waren Effekte weitgehend unnötig (ein weiteres Indiz für Rudolfs und Michaels Respekt vor der langjährigen Tradition des Spiels), aber es wurde ein virtuell-analoger EQ mit Yamahas VCM-Technologie in den Orchester-Mix insertiert, um diesem ein wenig mehr Wärme zu verleihen.
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