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Matthias Brandt

Matthias Brandt
Matthias Brandt

Um historische Audioaufzeichnungen, wie Schallplattenaufnahmen oder Radiomitschnitte, vor dem Alterungs- und Zerfallsprozess des Materials zu retten, haben multimediale Bibliotheken mittlerweile viele Tondokumente digitalisiert - oft jedoch in einer schlechten Tonqualität. Matthias Brandt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Hörtechnik und Audiologie der Jade Hochschule, hat in seiner Promotion ein Verfahren zur automatischen Restauration derartiger Aufzeichnungen entwickelt.

 

Tondokumente, die bereits in digitaler Form vorliegen, können mit dem neuen Programm automatisch von Störgeräuschen befreit werden. Bisher waren Verfahren zur Beseitigung von Störgeräuschen kompliziert, langwierig und teuer. „Unser Programm soll das Brummen, Knacken und Rauschen automatisch beseitigen, ohne dass ein Experte die Aufnahmen einzeln bearbeiten muss“, sagt Brandt. Auch würde sich das Programm für die Bereinigung von großen Datenmengen eignen. „Seit über hundert Jahren kann man Ton aufnehmen“, so Brandt. „Da hat sich einiges angesammelt.“

 

Die Klangqualität soll während der Restauration möglichst gut erhalten bleiben, was einige Herausforderungen birgt. „Schwierig ist es für das Programm zum Beispiel, ein Brummen von einem Bass-Ton zu unterscheiden, da beide Töne eine tiefe Frequenz haben“, sagt der Diplom-Elektrotechniker. Daher werde vorab die Annahme getroffen, dass beim Brummen die Intensität des Tons über einen längeren Zeitraum konstant bleibt, während Bass-Töne in der Regel öfter wechseln. Auch würde die Frequenz des Brummens, welches oft durch eine Einsteuerung durchs Stromnetz entsteht, im Gegensatz zum Bass-Ton weniger schwanken.

 

Ein Knacken herauszufiltern sei ebenfalls anspruchsvoll. „In digitalisierter Form sieht ein Kratzer auf einer Schallplatte ähnlich aus wie der Ton von Regen oder das Anblasgeräusch einer Trompete“, erklärt Brandt. Unsere Ohren seien auch schon bei kleinen Abweichungen sehr empfindlich. „Stimmen oder Instrumente klingen für uns schnell unnatürlich, wenn bei der Restauration etwas schief gelaufen ist“, so der gebürtige Bremer. „Im Zweifelsfall lassen wir lieber ein leichtes Knacken drin, als zu viel von der Stimme oder Musik herauszufiltern.“

 

Matthias Brandt hat seine Promotion jetzt erfolgreich abgeschlossen und arbeitet als Softwareentwickler bei der Firma AIR Music Technology. Die Promotion wurde von Prof. Dr. Jörg Bitzer von der Jade Hochschule betreut und von Prof. Dr. Simon Doclo von der Universität Oldenburg wissenschaftlich begleitet. „Matthias Brandt hat mit seiner wissenschaftlichen Arbeit die automatische Audio-Restauration einen großen Schritt voran gebracht“, sagt Bitzer.

 

(Fotos: Katrin Keller/Jade HS; Lena Stange/Jade HS)

 

www.jade-hs.de

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