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Bregenzer Festspiele verwenden neue Beschallungstechnik des Fraunhofer IDMT

Bregenzer Festspiele verwenden neue Beschallungstechnik des Fraunhofer IDMT
Bregenzer Festspiele verwenden neue Beschallungstechnik des Fraunhofer IDMT

Seit fünfzehn Jahren erklingt die Seebühne Bregenz mit Soundtechnologie des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie IDMT. Der im Jahr 2006 erstmals in Bregenz eingesetzte Fraunhofer-IDMT-Richtungsmischer ist für die richtungsabhängige Verstärkung verantwortlich.

 

Damit kann das Publikum die Darstellenden auf der weltweit größten Seebühne über eine große Entfernung hinweg genau lokalisieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Künstler während des Gesangs an einem Platz verharren oder sich bewegen. Zur Umsetzung der richtungskorrekten Verstärkung sind Lautsprecher nahezu unsichtbar in die Bühnenkulissen integriert. Durch eine gezielte zeitliche Ansteuerung der Lautsprecher ergibt sich ein natürlicher Richtungseindruck.

 

Für die Spielzeit 2021 kam ein komplett neuer Richtungsmischer des Fraunhofer IDMT zum Einsatz. Denn da sich in den letzten Jahren die gesamte Architektur und Struktur des Beschallungssystems in Bregenz verändert hatte, musste auch der Richtungsmischer neu gedacht werden. Eine wesentliche Weiterentwicklung sind die dreidimensionalen Lautsprecherverteilungen rund um das Publikum, die jetzt ein immersives Klangerlebnis in der 3. Dimension ermöglichen. Zusätzlich befinden sich nun Lautsprecher unter den Publikumssitzen, die ebenfalls unabhängig voneinander angesteuert werden können. Um die damit verknüpften neuen Anforderungen zu erfüllen, wurde der Richtungsmischer von Grund auf neu entwickelt und gemeinsam mit der Bregenzer Akustikabteilung für eine möglichst einfache Bedienung und Integration in der komplexen Beschallungsumgebung optimiert.

 

„Egal, wie oft auf der Bühne während der Vorstellung Kulissen und Lautsprecherpositionen, Sänger und Sängerinnen, Chor oder Orchester wechseln - der Tontechniker sollte immer die Möglichkeit haben, intuitiv und gestalterisch in das akustische Geschehen einzugreifen“, sagt Alwin Bösch, Tonmeister der Bregenzer Festspiele, der an der Realisierung des alten sowie des neuen Richtungsmischers maßgeblich mitgewirkt hat. Um trotz der Komplexität der dahinterliegenden Signalverarbeitung alle Parameter des Richtungsmischers jederzeit visualisieren und darauf zugreifen zu können, werden in der Tonregie sechs Großformat-Monitore eingesetzt.

 

Mit dem neuen Richtungsmischer können nun bis zu 256 Lautsprecher gleichzeitig in mehreren Ebenen einzeln angesteuert und verwaltet werden. Durch das modulare Konzept des Richtungsmischers werden die Lautsprecher zusätzlich in Untergruppen, sogenannten VCA-Gruppen, verwaltet. „Damit haben wir ein Tool für übergreifende soundtechnische Anpassungen und ein schnelles Vergleichshören“, so der Leiter der Bregenzer Tonabteilung, Clemens Wannemacher.

 

Um den initialen Einrichtungs- und Tonmischprozess auf der Tribüne zu vereinfachen, wurde eine Tablet-basierte, mobile Fernsteuerung entwickelt. Diese ermöglicht eine kabellose, intuitive Konfiguration und Validierung auf jedem Sitzplatz. Die verteilte Struktur des Richtungsmischers erlaubt es außerdem, dass mehrere Toningenieure gleichzeitig an der Konfiguration von Lautsprechern und Richtungsgebieten oder der Visualisierung und Programmierung einzelner Szenen arbeiten können.

 

Ein weiteres Feature des neuen Richtungsmischers ist die 3D-Visualisierung der Bühne, der Lautsprecher sowie Schallquellen und Richtungsgebiete. Damit werden die Realpositionen der Sängerinnen und Sänger auf der Bühne zentimetergenau dargestellt. Diese technische Neuerung des Richtungsmischers ist die Grundlage für ein geplantes Trackingsystem, mit dem die Darstellenden auf der Bühne automatisch akustisch verfolgt werden können. Aktuell erfolgt dies größtenteils noch per Hand.

 

Der neue Richtungsmischer wurde als offenes System mit verschiedenen Schnittstellen zur Steuerung anderer Geräte und Systeme konzipiert. Da für jeden Teil der Partitur eine entsprechende Klangszene im Richtungsmischer programmiert wird, eignet sich dieser als zentrale Steuereinheit. Über den Richtungsmischer lassen sich jetzt auch andere, via Netzwerk verknüpfte Soft- und Hardwaresysteme, wie zum Beispiel Raumsimulation, Show Controller oder auch Beleuchtung passend via OSC-Schnittstelle ansteuern. Die komplette Netzwerktechnik und Hardware des Richtungsmischers wurde redundant ausgelegt, um damit mögliche Ausfälle von 1:1-Verbindungen, aber auch Ausfälle kompletter Systembestandteile unterbrechungsfrei zu kompensieren.

 

(Fotos: Fraunhofer IDMT)

 

www.idmt.fraunhofer.de

 

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