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Corona: Veranstaltungswirtschaft laut IFO-Geschäftsklimaindex am härtesten von der Pandemie betroffen

Corona: Veranstaltungswirtschaft laut IFO-Geschäftsklimaindex am härtesten von der Pandemie betroffen

Die Veranstaltungswirtschaft ist der von den Corona-Infektionsschutzmaßnahmen am härtesten getroffene Wirtschaftszweig Deutschlands. Wie das IFO Institut für Wirtschaftsforschung in einer Pressemeldung vom 6. Dezember 2021 bekanntgab, ist der Geschäftsklimaindex der Branche von minus 2,2 Punkten im Oktober 2021 auf minus 26 Punkte im November gesunken. Im November-Bericht des Instituts schrieb dessen stellvertretender Leiter, Dr. Klaus Wohlrabe, zum Geschäftsklima in der Veranstaltungswirtschaft: „Bis Oktober gab es noch Hoffnung auf Besserung. Diese ist im November verschwunden.“

 

Mit einem Umsatz von etwa 81 Milliarden Euro und etwa 1,13 Millionen Erwerbstätigen ist die Veranstaltungswirtschaft die sechsgrößte Wirtschaftsbranche in Deutschland. Sie umfasst neben dem Kulturveranstaltungsbereich auch die Veranstaltungsunternehmen der Messe-, Kongress- und Tagungswirtschaft, die Betreiber von Veranstaltungshäusern und Musikclubs, Agenturen und Künstlervermittler bis hin zum Schaustellergewerbe sowie rund 243.000 vor allem im Dienstleistungsbereich tätige Soloselbstständige.

 

Ihre wirtschaftlichen Interessen werden durch sechs Branchenverbände repräsentiert, die seit Beginn der Pandemie in der Allianz „Forum Veranstaltungswirtschaft“ kooperieren. Sie alle beklagen vor allem eine „Perspektivlosigkeit“, unter der die Branche seit 22 Monaten leide. „Letztlich befinden wir uns seit März 2021 in einem faktischen Lockdown. Auch wenn in dieser Zeit vereinzelt immer wieder kleinere Veranstaltungen durchgeführt wurden, waren diese nach einhelligem Urteil der Verbandsvertreter mit Kapazitätsbeschränkungen und erheblichem zusätzlichem Personalaufwand sowie auch aufgrund der vom Publikum erwarteten Infektionsschutzmaßnahmen wirtschaftlich bedeutungslos“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des Forums Veranstaltungswirtschaft.

 

Die Branche habe bis heute nur aufgrund der Corona-Fördermaßnahmen des Bundes überleben können. „Diese sind zwar beachtlich und in Europa sicher auch einmalig“, kommentiert Prof. Jens Michow, Präsident des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV). „Wenn jedoch ein Wirtschaftszweig so herausragend von einer Wirtschaftskrise betroffen ist, bedarf es eines umfassenden, auf den konkreten Bedarf zugeschnittenen Sonderprogramms, um sein wirtschaftliches Überleben zu retten. Ein solches Programm muss dann jedenfalls eine Laufzeit bis Ende 2022 haben. Das Forum Veranstaltungswirtschaft hat der neuen Regierung dazu einen detaillierten Forderungskatalog vorgelegt.“ Nur mit dessen Umsetzung würde der Branche in für sie nach wie vor ungewisser Zukunft zumindest die Chance eines Neustarts gegeben.

 

Linda Residovic, Geschäftsführerin des Verbandes für Medien- und Veranstaltungstechnik (VPLT), nennt ein Beispiel: „Wir begrüßen die Verlängerung des erleichterten Zugangs und die Bezugsdauer beim Kurzarbeitergeld. Allerdings: Die Erstattung von lediglich fünfzig Prozent der Sozialversicherungsbeiträge ab dem 1. Januar 2022 ist für viele Unternehmen nicht leistbar. Der Fachkräftemangel, der durch die Krise entstanden ist, gefährdet eine Erholung der wirtschaftlichen Tätigkeiten im Jahr 2022. Die Branche benötigt von der Bundesregierung endlich klare finanzielle und inhaltliche Perspektiven.“

 

Die fordert für die große Zahl der Soloselbstständigen des Wirtschaftszweigs auch Marcus Pohl, Vorstandsvorsitzender der Interessengemeinschaft der selbständigen Dienstleisterinnen und Dienstleister in der Veranstaltungswirtschaft (ISDV): „Die Pandemie hat gezeigt, dass es einer Absicherung bedarf, die auch Selbstständigen gerecht wird. Die Grundsicherung ist dafür jedenfalls nicht geeignet. Die Absicherung der Selbstständigen ist im Koalitionsvertrag der neuen Regierung genannt. Ich erwarte dazu nun eine starke Einbeziehung der Verbände der Selbstständigen in den Dialog der Regierung, damit zukünftig die Ausgestaltung zur Arbeitswirklichkeit der Selbstständigen passt.“

 

Extrem betroffen von den Auswirkungen der Infektionsschutzverordnungen ist auch die Messewirtschaft. „Die Messewirtschaft hat sich erstmalig im letzten Jahr auf die veränderten Rahmenbedingungen eingestellt. Durch die sich immer schneller verändernden Vorgaben des Gesetzgebers ist uns jedoch jegliche Planungsgrundlage entzogen“, kommentiert Henning Könicke, geschäftsführender Vorsitzender des Fachverbandes Messen und Ausstellungen (FAMA). „Messeveranstalter und Dienstleister stehen nach wie vor alleine vor der gigantischen Aufgabe, ein stabiles Frühjahr 2022 zu planen - ohne jegliche belastbare Perspektive.“

 

Doch nicht nur die Privatwirtschaft, sondern auch die von öffentlichen Haushalten abhängigen Veranstaltungshallen, Arenen und Spielstätten befinden sich infolge der Dauer der Krise teils am Ende ihrer Leistungsfähigkeit. „Die neue Bundesregierung muss den Ankündigungen im Koalitionsvertrag, die kommunalen Finanzen zu stärken, Taten folgen lassen. Die Veranstaltungsstätten sind insbesondere beim klimagerechten Ausbau ihrer Infrastruktur auf handlungsfähige Städte und Gemeinden angewiesen“, meint Timo Feuerbach, Geschäftsführer des Europäischen Verbandes der Veranstaltungs-Centren (EVVC).

 

Musikclubs sind von allen Schließungsmaßnahmen an allererster Stelle betroffen. Axel Ballreich, Erster Vorsitzender der Live Musik Kommission, des Verbandes der Musikspielstätten in Deutschland (LiveKomm), fordert daher: „Live-Clubs und Musikspielstätten sind in der nunmehr vierten Welle ein weiteres Mal - man könnte fast sagen - immer noch geschlossen. Der Vertrauensverlust bei den Besuchern wird durch jede neue Verschiebung von Konzerten und Absagen von Partys immer größer. Das Geschäftsmodell Livemusik an sich wird damit zunehmend in Frage gestellt. Wir brauchen dringend einen ‘Marshall-Plan’ für die Veranstaltungswirtschaft, wenn unserer mittelfristig so gebeutelten Branche wieder auf die Beine geholfen werden soll.“ Jens Michow ergänzt: „Da das Coronavirus sich auch im kommenden Jahr nicht einfach in Luft auflösen wird, brauchen wir endlich nachvollziehbare, einheitliche Kriterien für eine bundesweite Öffnungsperspektive.“

 

Um wieder in einen zielführenden Dialog zu kommen und Lösungen für die Branche im Detail zu diskutieren, fordern die Vertreter des Forums Veranstaltungswirtschaft eine ständige Ansprechpartnerin oder einen ständigen Ansprechpartner für die Veranstaltungswirtschaft im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. „Vor über einem Jahr hat der jetzige Bundesminister Habeck einen ‘10-Punkte-Plan zur Rettung der Veranstaltungswirtschaft’ vorgelegt. Nun ist er in der Position, den Plan in die Tat umzusetzen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger erwarten wir nun von unserem neuen Wirtschaftsminister“, so Timo Feuerbach abschließend.

 

Das Forum Veranstaltungswirtschaft ist eine Allianz aus sechs Verbänden des Wirtschaftsbereichs: BDKV, EVVC, FAMA, ISDV, LiveKomm und VPLT.

 

www.forumveranstaltungswirtschaft.org

 

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