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Eindrucksvolle AVIT-Innovationen auf der Monaco Yacht Show
Die jährliche Monaco Yacht Show präsentierte wieder über siebzig Megayachten und das komplette Zulieferer-Programm der Luxus-Yacht-Szene in glamouröser Kulisse rund um den Hafen am Spielcasino Monte-Carlo.
Unterhaltungselektronik und Kommunikationstechnik spielen auf diesen „schwimmenden Palästen“ eine entscheidende Rolle. Die größten privaten Yachten kosten zwischen 300 und 600 Millionen Euro als Neubau. Jährliche Gesamt-Betriebskosten betragen ungefähr zehn Prozent des Neupreises. Tatsächlich sind bei Mega-Yacht-Projekten schon Etats von ca. fünfzig Millionen Euro für die Audio-, Video- und IT-Technik in eine einzelne Yacht investiert worden. Daher war die Monaco Yacht Show stets ein Indikator für das derzeit überhaupt Machbare in der AVIT-Branche. Und einiges davon tauchte wenig später in abgespeckter Form als günstiges Massenprodukt im Consumer-Markt wieder auf.
Die Luxus-Messe konnte in diesem Jahr erstmals wieder ohne Corona-Beschränkungen an den nun fertig umgestalteten Hafen-Kais des Port Hercule stattfinden. Der Messeveranstalter hat als neue Zielgruppe die jungen Milliardäre der IT- und Social-Media-Branche entdeckt. Denn klassische Ü60-Milliardäre als Oligarchen oder Öl-Magnaten aus den Golf-Staaten haben in der Regel andere Freizeit-Preferenzen als Tech-Juppies aus dem Silicon-Valley.
Die weltweite Nutzung hochwertigster Bild-, Ton- und Daten-Technik in Verbindung mit latenzarmem Streaming (IP-TV) in mindestens 5G-Qualität stellt eine aktuelle Herausforderung auf jeder modernen Yacht dar. Dass die Empfangsantenne für den Satelliten mit dem Schiff schwankt und extreme Datenmengen gleichzeitig bewältigt werden müssen (auf Kreuzfahrtschiffen sind nicht selten bis zu 5.000 Handys in Betrieb), sei hier nur am Rande erwähnt.
Aufwand und Kosten für die problemlose Nutzung der gewohnten Netzumgebung weltweit auf hoher See sind nicht mit der Festlands-Sendemast-Infrastruktur vergleichbar. Der italienische Systemintegrator Videoworks stellte deshalb die Nutzung des One-Web-Netzes mit über 460 LEO (Low Earth Orbit)-Satelliten in den Mittelpunkt seiner Präsentation.
Diese Satelliten bewegen sich in ca. 1.200 km Höhe. Der geringe Abstand zur Erde gewährleistet kurze Signallaufzeiten und reicht noch aus, um den Satelliten vier bis sieben Jahre Lebensdauer zu gewährleisten. In geringerer Höhe wäre durch die Bremswirkung minimaler Restmoleküle der Erdatmosphäre nur eine kürzere Einsatzdauer möglich. Das wurde auch als Nachhaltigkeitskriterium genannt, genau wie die an jedem Satelliten montierte Kupplungsmechanik, die das „Einfangen“ des Satelliten im Weltraum nach der Nutzungszeit vereinfachen soll.
Die Themen Weltraum-Schrott-Vermeidung und Recycling sind also hier in der Werbung angekommen. Dieses Netz von ca. 500 Satelliten gewährleistet eine weltweite Nutzung des Internets in mindestens 5G-Qualität bei Latenz-Zeiten von 10-100 mS. Diese Latenz-Zeiten liegen meist noch unter denen des terrestrischen Glasfaser-Netzes. Telefonate über andere Satelliten-Verbindungen haben heute Latenzen bis zu einer Sekunde, was den Komfort von Handy-Telefonaten auf See oft schmälert. Sehr wichtig für die Internetanbindung der Yachten sind außer der Netzqualität und -Leistungsfähigkeit auch höchste Sicherheits-Standards der System-Betreiber. Denn die milliardenschweren Yachteigner und ihre Gäste sehen sich vielen Gefahren beim Telefonieren und Daten-Transfer ausgesetzt.
Beim LED-Licht gibt es zwar Weiterentwicklungen, aber keine revolutionären Neuerungen. Das Thema Energie-Ersparnis wird von Videoworks zum Beispiel durch eine intelligente Sensorik weiterentwickelt: Anwesenheit und Bewegung von Personen löst automatische Lichtregulierungen bis hin zur vollständigen Abschaltung aus. Und die leistungsstarken Unterwasser-RGB-LED-Einbaustrahler verwandeln heute viele Schiffe in Verbindung mit entsprechender Musik-Steuerungselektronik in weithin sichtbare Disco-Paläste.
Im Rahmen der Monaco Yacht Show wurden auch in diesem Jahr Luxus-Innovationen präsentiert, die zukünftige Consumer-Produkte entscheidend prägen könnten. Im „Innovation Hub“ der Messe präsentierte der niederländische Systemintegrator VBH (Van Berge Henegouwen) unter dem Motto „Invisible Technologies“ eine massive Marmorwand, die ohne jede mechanische Veränderung plötzlich ein hochwertiges Video-Bild zeigt. Nach dem Ende der Bilddarstellung ist sofort wieder die vollständige Marmorwand sichtbar. Das Display verschwindet nach Nutzung ohne jede Verzögerung und Bewegung vollständig. Es bleibt die ursprüngliche Wand- oder Möbeloberfläche ohne jegliche sichtbare Technik im Raum.
Eine weitere „Invisible“-Komponente lässt auch die Fernbedienung oder das in der Wand eingelassene Bedien-Terminal bzw. -Display komplett verschwinden. In der Wand oder in der Tischplatte leuchten bei Annäherung die notwendigen Bedien-Icons auf - durch Berührung werden sie aktiv, danach verschwinden sie wieder vollständig. Wand- oder Tischoberfläche sind dann im Original-Material-Zustand, ohne jede sichtbare Technik. Abgerundet wird diese Bildtechnik mit innovativen Audio-Technologien, die eine hochwertige Schallabstrahlung direkt aus der tatsächlichen Wandoberfläche realisiert: Edle Holz- oder selbst Natursteinwände und -möbel werden hier zum „unsichtbaren Lautsprecher“.
Der norwegische Hersteller Stable bietet eine Lösung für Vintage-HiFi-Yacht-Fans an: Plattenspieler, die auch bei Seegang verwendet werden können. Durch das System von Sensoren, Aktoren und der angepassten Software werden Neigungen bis 20 Grad dynamisch präzise ausbalanciert. Alles bleibt exakt waagerecht: Radarantennen, Arbeitstische, Bildschirme, Beamer, Betten, Billard-Tische, Kameras, auch der Drohnen- oder Helikopterlandeplatz. Neben individuellen Sonderlösungen gibt es jetzt auch standardisierte, kleinere Systeme, um zum Beispiel Plattenspieler im Schiff oder Videobeamer auf Pontons für Projektionen an Gebäuden einsetzen zu können. Die Preise reichen von ca. 25.000 Euro für kleine Systeme bis hin zu über 150.000 Euro für Billardtische und noch mehr für größere und komplexere Anwendungen.
Die gesamte Messe war an fast allen Ständen von den Themen Nachhaltigkeit, Resourcen-Schonung und Energieeinsparung dominiert. Dies betraf von der Wasserflasche übers LED-Licht bis hin zum Schiffsrumpf nahezu alle Bereiche. Manches hiervon scheint nur Zeitgeist und Schlagwort zu sein, einiges jedoch auch wirklich innovativ und „grüner“ als bisher. Ein Unternehmen propagierte, optisch perfekt inszeniert, sogar die Versöhnung der Yacht-Millionäre mit der Natur: Ephyra will mit Wasserstoff-Technologie den Freizeitschiffsbetrieb revolutionieren.
Mit bereits in der Praxis erprobten, 14,5 m langen Powerbooten (über 500 PS, 45 km/h) mit Wasserstoffantrieb soll ein Netz von Boots-Stützpunkten aufgebaut werden. Die Besonderheit dieses Konzeptes liegt in der Vor-Ort-Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff aus Solarenergie am jeweiligen Boots-Liegeplatz bzw. dem Ephyra-Stützpunkt. Vielleicht ist dies ja ein Vorläufer von wirklich umweltfreundlichen Mobilitätskonzepten für breitere Anwenderkreise.
(Fotos: Peter Goldt/MYS Informa Markets/Stable/VBH)
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