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Dienstleister wehren sich gegen kurzfristige Storno-Praxis von Produzenten und Sendern
Die Dienstleister der Film- und Fernsehwirtschaft sehen sich auf Seiten der Auftraggeber mit einer steigenden Anzahl von oft kurzfristigen Stornierungen und Verschiebungen von Projekten konfrontiert. Die Coronakrise habe diese Misere noch einmal deutlich verschärft.
Der Verband Technischer Betriebe für Film und Fernsehen (VTFF) appelliert deshalb an Sender und Produzenten, zu einer partnerschaftlichen und fairen Zusammenarbeit zurückzukehren. In diesem Punkt müssten die Geschäftsbeziehungen auch auf eine neue rechtliche Grundlage gestellt werden, etwa durch eine Anpassung der Storno-Regeln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen.
Die kreativen und technischen Dienstleister der Film- und TV-Wirtschaft sähen sich einer Praxis kurzfristiger Auftragsstornierungen ausgesetzt, die ihre Planungssicherheit beeinträchtigt und „auch durch äußerste Flexibilität nicht mehr aufgefangen“ werden könne. Fehlende Termintreue, kurzfristige Umbuchungen von Studiokapazitäten und die abrupte Absage fest vereinbarter Projekte gehören laut VTFF vor allem für Tonstudios, Postproduktionshäuser und VFX-Firmen „immer mehr zum Alltag“.
Zu den Folgen zählten unter anderem teils leere, teils überbelegte Studios, „ein immenser Aufwand“ bei der Koordinierung neuer Termine und Arbeitsabläufe, Ausfallhonorare für Freelancer und hohe Fixkosten bei ungenutzten Kapazitäten. Teilweise lägen Produktionskapazitäten wochenlang brach, weil kurzfristig abgesagte Aufträge nicht mehr durch neue Produktionen kompensiert werden könnten. Am Ende könnten solche unvermittelt abgesagten oder auf die lange Bank geschobenen Projekte bei den Dienstleistern zu finanziellen Engpässen führen, da kein Honorar fließt oder nur mit langer Verzögerung.
Die Corona-Pandemie habe zu einer Zuspitzung der ohnehin schwierigen Situation geführt, da sowohl national als auch international „ständig Kinostarts und TV- und Filmproduktionen verschoben oder ganz abgesagt“ werden. Da für den TV- und Filmstandort Deutschland für das Jahr 2022 ein hohes Produktionsvolumen in der TV- und Filmwirtschaft erwartet werde, sei mit einer Entspannung der Lage für die Dienstleister nicht zu rechnen.
Der VTFF will die prekäre Situation der technischen und kreativen Unternehmen nicht länger hinnehmen. „Auftraggeber und Dienstleister müssen wieder zu einer echten Partnerschaft finden. Es kann nicht sein, dass hoher Termindruck und schlecht getimte Produktionsabläufe ausschließlich auf dem Rücken unserer Mitglieder und ihrer Mitarbeiter/innen ausgetragen werden. Die Praxis rücksichtsloser Kurzstornos muss aufhören“, appelliert Achim Rohnke, Geschäftsführer des VTFF.
Sollten Sender und Produzenten ihr Auftrags- und Stornierungsverhalten nicht ändern, müsse die Zusammenarbeit auf eine neue rechtliche Grundlage gestellt werden. Eine Veränderung auf Seiten der Dienstleister könnte eine Verschärfung der Regelungen der Stornogebühren in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen sowie ihre konsequente Anwendung sein, kündigt Rohnke an: „Bisher haben die technischen und kreativen Dienstleiter mit Rücksicht auf das Verhältnis zu ihren Kunden oft auf Stornierungsgebühren verzichtet. Dies könnte ein Ende haben.“
Ein entsprechendes Beispiel für eine mögliche Änderung der Geschäftsbedingungen liege den im VTFF organisierten Tonstudios bereits vor. Es lehne sich an das „First Pencil“-System an, das im anglo-amerikanischen Filmgeschäft üblich ist und die Interessen beider Seiten „angemessen austariert“. „Die Schmerzgrenze ist erreicht. So kann es nicht weitergehen. Die Mitglieder des VTFF sind entschlossen, dieser Praxis der kurzfristigen Stornos und Produktionsabsagen entgegenzutreten. Bei allem Verständnis für die Marktsituation mit hohem Termin- und Kostendruck muss sich das Verhalten der Auftraggeber ändern“, so der VTFF-Chef.
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