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DTHG-Studie offenbart Diskrepanz zwischen Angebot und Bedarf bei Förderprogrammen

Die Ergebnisse einer im Sommer 2021 durchgeführten Studie der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft (DTHG) zum Förderbedarf von Privattheatern offenbaren eine große Diskrepanz zwischen bestehenden Programmen und dem realen Bedarf der Häuser. Besonders hoch sei der Bedarf an gezielten Investitionsförderungen.

 

Es gibt zahlreiche Programme zur Förderung bzw. Unterstützung der allgemeinen Situation von Privattheatern, aber kaum gezielte Investitionsförderung für freie Theater, künstlerische Produktionsorte, Festspielhäuser, Festivals, Kleinkunstbühnen und Varietétheater. Bei diesen Akteuren bestehe ein besonders großer Bedarf (90 Prozent der Befragten) an nachhaltiger technischer Ausrüstung, Gebäudemodernisierung, insbesondere Hygienemaßnahmen und Lüftung, Arbeitsplatzausstattung und Digitalisierung der Gebäudetechnologie.

 

Basierend auf den Studienergebnissen sieht die DTHG eine hohe Relevanz bei der Entwicklung bedarfsgerechter und nachhaltig wirkender Förderprogramme. Aus den vorliegenden Ergebnissen leiten sich fünf zentrale Handlungsfelder ab: Investitionsförderung; nachhaltiges Immobilienmanagement; Förderung im ländlichen Raum; Digitalisierung; Weiterbildung und Vernetzung.

 

Dem hohen Investitionsbedarf in den Räumlichkeiten steht bei der Mehrheit der befragten Theater die Eigentumsfrage entgegen. So verfügten mindestens 80 Prozent der Befragten nicht über bauliches Eigentum an ihren Proben- und Büroräumen sowie Bühnen bzw. Aufführungsstätten. Eigentum bildet jedoch regulär die Voraussetzung dafür, in nachhaltige Gebäudetechnik und mehr zu investieren.

 

Förderprogramme müssen künftig noch mehr die ländlich geprägten Gebiete in den Fokus nehmen, um die kulturelle Infrastruktur zu erhalten und nach Möglichkeit zu erweitern. Auch in Zukunft und ungeachtet einer pandemischen Lage sollten Förderprogramme auf digitale Verbreitungsformate wie Streaming abzielen. Digitale Tools sollten zur Förderung der digitalen Produktionsweise sowie zur Verbesserung der Arbeitssicherheit und Nachhaltigkeit feste Fördergegenstände werden.

 

Um dem hohen Bedarf an Fachwissen und berufsspezifischem Fragestellungen zu begegnen, sei ein Aus- und Weiterbildungsportfolio unabdingbar. Laut der Studie werden die Bereiche Marketing/Kommunikation und Veranstaltungstechnik als besonders dringlich empfunden. Seminare und Konferenzen hülfen, dem sehr ausgeprägten Bedarf nach Austausch und Vernetzung gerecht zu werden.

 

Die Studie zum Förderbedarf von Privattheatern wurde im August und September 2021 online durchgeführt. Alle 718 Institutionen, die bis dahin bei der DTHG einen Förderantrag für das Programm „Neustart Kultur - Pandemiebedingte Investitionen in Kultureinrichtungen zur Erhaltung und Stärkung der bundesweit bedeutenden Kulturlandschaft“ gestellt hatten, waren dazu eingeladen, ihre Förder- und Strukturbedarfe aufzuzeigen. 204 ausgefüllte Fragebögen erhielt die DTHG von den Antragstellenden zurück, sie bilden die Grundlage der Studie. Die Antworten kamen - mit Ausnahme von Mecklenburg-Vorpommern - aus ganz Deutschland.

 

Betreut und ausgewertet wurden die Fragebögen durch die Agentur Kulturexperten unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Scheytt. Die Umfrage umfasst Angaben zu Rahmenbedingungen, unter denen die Teilnehmenden agieren (unter anderem Personalstruktur, räumliche Situation) sowie zur Zusammensetzung des Programms, zur jeweiligen Fördersituation (vor und während der Coronavirus-Pandemie) und zum Bedarf an Weiterbildung und Vernetzung.

 

Mit der Befragung wollte die DTHG untersuchen, ob der seinerzeit aktuelle Förderbedarf der Häuser eindeutig mit der pandemischen Situation in Verbindung stand oder losgelöst von dieser auch vorher schon bestand, jedoch nicht ausreichend durch Förderprogramme beantwortet wurde. Die Studienergebnisse helfen der DTHG dabei, als Berufsverband die Interessen insbesondere der privaten Theater zu kommunizieren.

 

So konnte der Verband jüngst die Entscheidungsträger über die Situation an den Theatern aufklären und bereits für Absenkungen von Hürden im Antragsprozess im zweiten Teil des „Live Kultur“-Förderprogramms eintreten. Auch hat die DTHG seit Vorliegen der Studienergebnisse Angebote geschaffen, die den vielfach geäußerten Bedarf nach Austausch und Weiterbildung bedienen. Den Dialog mit Fördergebern und Kulturstätten möchte die DTHG auf Grundlage der Studie stärken und erweitern.

 

Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie und der Auflage der „Neustart Kultur“-Programme steht die DTHG als mittelausgebende Stelle in engem Kontakt einerseits mit der Bundesregierung und der Beauftragten für Kultur und Medien und andererseits zu privaten Theatern und Festspielhäusern, künstlerischen Produktionsorten sowie Kleinkunstbühnen und Varietétheatern der freien Szene - also Akteueren, die zuvor wenig bis keine Berührungspunkte mit der DTHG hatten. Um Einblicke in die Bedarfssituation dieser Kulturstätten zu erhalten und um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Akteure als dem Fachverband Rechnung tragen zu können, sah sich die DTHG dazu veranlasst, die Fördersituation der Privattheater genauer zu untersuchen.

 

„Die Studie liefert erstmalig ein Bild des gegenwärtigen und zukünftigen Förderbedarfs von überwiegend privat geführten Kultureinrichtungen, lässt aber durch die Betrachtung des Kulturbetriebs auch Rückschlüsse auf die allgemeinen Bedarfe der Kulturorte zu“, sagt Wesko Rohde, Vorstandsvorsitzender der DTHG. „Sie stellt erstmalig die Diversität einer bis zur Pandemie kaum bemerkten großen Kulturlandschaft fest, die für alle Beteiligten eine positive Überraschung war.“

 

www.dthg.de

www.kulturexperten.de

 

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