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Forum Veranstaltungswirtschaft fordert Nachbesserung am Notfallplan Gas
Das Forum Veranstaltungswirtschaft unterstützt den Notfallplan Gas der Regierung. Es fordert jedoch mehrere Änderungen im Sinne der Eventbranche und ein schnelles Sonderprogramm, um die Branche in ihrer desolaten Lage zu unterstützen. Gleichzeitig legt die Allianz einen Leitfaden vor, mit dem Unternehmen ihren Energieverbrauch selbst reduzieren können.
Die EU will mit dem Notfallplan Gas für den Zeitraum vom 1. August 2022 bis zum 31. März 2023 ein freiwilliges Ziel von 15 Prozent festsetzen, um die Nachfrage nach Gas zu senken. Bis Ende September sollen die Mitgliedsstaaten ihre nationalen Notfallpläne entsprechend aktualisieren und ihre geplanten Maßnahmen präsentieren.
Das Forum Veranstaltungswirtschaft - eine Allianz aus sechs Verbänden des Wirtschaftsbereichs: BDKV (Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft), EVVC (Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren), FAMA (Fachverband Messen und Ausstellungen), ISDV (Interessengemeinschaft der selbstständigen Dienstleisterinnen und Dienstleister in der Veranstaltungswirtschaft), LiveKomm (Verband der Musikspielstätten in Deutschland) und VPLT (Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik) - begrüßt diese Gaseinsparungen für den Winter.
Dies geht aus einem Brief vom 1. September 2022 an den Parlamentarischen Staatssekretär Michael Kellner beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz hervor. Die Veranstaltungswirtschaft unterstütze daher diesen Plan und wolle jede zumutbare Maßnahme umsetzen, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Für die Veranstaltungswirtschaft ist die Situation nach wie vor prekär: Es droht - ohne staatliche Unterstützung - ein Kollaps der Branche mit Insolvenzen, Betriebsaufgaben und weiterer Abwanderung von Fachkräften und Soloselbstständigen.
„Die Veranstaltungswirtschaft hat sich noch nicht von den coronabedingten Einschränkungen der vergangenen Jahre erholt“, berichtet Timo Feuerbach, Geschäftsführer des EVVC. „Die Folgen des Ukrainekriegs, die hohe Inflation und drohende Engpässe bei der Energieversorgung treffen auch uns hart. Zusammen mit der desaströsen Kommunikation der Bundesregierung zum Thema Corona, die Kunden verunsichert und schon jetzt Aufträge kostet, droht unsere Branche im internationalen Wettbewerb abgehängt zu werden.“
Das Forum Veranstaltungswirtschaft hat zu den Vorgaben der EU-Kommission, ebenso wie bereits kürzlich zum geplanten neuen Infektionsschutzgesetz, mehrere Verbesserungsvorschläge vorgelegt. Die EU-Kommission zählt die Veranstaltungswirtschaft in ihrem Plan nicht zu den „systemrelevanten“ Sektoren. Die zwei Jahre der pandemischen Notlage haben nach Ansicht der Allianz jedoch belegt, wie wichtig die soziale Teilhabe für die Gesellschaft sei. Das Forum Veranstaltungswirtschaft regt daher an, Kultur- und Sportveranstaltungen künftig höher zu priorisieren.
„Der Expert/innenrat hat ausdrücklich auf die Bedeutung der sozialen Teilhabe bei der Überwindung der Auswirkungen der Pandemie hingewiesen“, so Randell Greenlee, Bereichsleiter für Wirtschaft und Internationales beim VPLT. Die EU-Kommission betrachte Sektoren oder Branchen als systemrelevant, die Produkte herstellen und Dienstleistungen erbringen, welche bedeutend sind, damit die EU-Lieferketten reibungslos funktionieren. Aus Sicht des Forums Veranstaltungswirtschaft erfüllen allerdings auch Events diese Voraussetzungen. Es sei in der Wirtschaft unstrittig, dass sie zu den wichtigsten Instrumenten von Marketing und Vertrieb gehören.
„Die deutsche Messewirtschaft erzielte in den Vorkrisenjahren 2018 und 2019 einen Umsatz von über 4 Mrd. Euro. Die gesamtwirtschaftlichen Produktionseffekte erreichen 28 Mrd. Euro. Insgesamt werden durch Messen und Ausstellungen in Deutschland 230.000 Arbeitsplätze gesichert“, sagt Michael Kynast (FAMA). „83 Prozent der deutschen Unternehmen, die bei Messen ausgestellt haben, schätzen ihre Bedeutung als Marketinginstrument für wichtig oder sogar sehr wichtig ein.“
Die EU-Kommission erwähnt, dass bei Eindämmungsmaßnahmen sichergestellt werden müsse, dass die Produktion ohne erhebliche Verzögerungen, Reparaturen, behördliche Genehmigungen und Kosten wieder aufgenommen werden kann. Die „sowieso schon desolate Branche“ könne bei weiterer Schwächung ab Ende März 2023 seinen wirtschaftlichen und kulturellen Beitrag für die Gesellschaft nicht mehr leisten, betont das Forum Veranstaltungswirtschaft. Stattdessen verschärften sich die Probleme, und die Ziele der EU würden unerreichbar.
„Es geht um den Erhalt von Unternehmen und Arbeitsplätzen“, sagt Marcus Pohl, Vorsitzender der ISDV. „Der sechstgrößte Wirtschaftszweig mit 248.000 Unternehmen soll nicht doch noch auf den hoffentlich letzten Metern an die Wand fahren und die bisherigen Hilfen ihre Ziele verfehlen.“
Dank großzügiger staatlicher Hilfsprogramme haben viele Musikclubs, Veranstaltungshallen und Messegesellschaften ihre Heizungs-, Klima- und Lüftungs- und Beleuchtungsanlagen auf den neuesten Stand gebracht. Kommt es jedoch zur Gaskrise und sollten EU und Regierung ihre neuen Pläne uneingeschränkt umsetzen, brauche es für diese Unternehmen einen finanziellen Ausgleich. Hinzu komme, dass Gas nicht mehr, wie angenommen, der Rohstoff der Zukunft sein werde.
„Einige gutgemeinte Investitionen in der Pandemie führen nun dazu, dass wir erheblich höhere Kosten haben als in der Vergangenheit“, sagt Axel Ballreich, 1. LiveKomm-Vorsitzender. „Wir benötigen klare Hilfsprogramme der Regierung, um die erhöhten Energiekosten nach der umsatzschwachen Coronazeit schultern zu können.“
Wegen dieser zahlreichen Gründe fordert das Forum Veranstaltungswirtschaft die Bundesregierung dringend auf, ein Sonderprogramm für die Veranstaltungswirtschaft zu entwerfen und entsprechend bei der EU-Kommission zu beantragen. Grundlage sind die Beihilfen von bis zu 500.000 Euro pro Unternehmen, die der Nachtrag zum „State Aid Temporary Crisis Framework“ zulässt.
Dieses Sonderprogramm sei jetzt erforderlich und nicht erst in naher Zukunft. Außerdem müsse es die erhöhten Kosten für Energie mitberücksichtigen. Denn aufgrund der momentanen Lieferprobleme ließen sich die „Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien“ und die „Maßnahmen zur Förderung der Dekarbonisierung industrieller Prozesse“ bis Ende März 2023 nur geringfügig umsetzen.
Darüber hinaus trage die Veranstaltungsbranche „schon seit Jahren ihren wichtigen Teil“ bei, um den Wirtschaftszweig im Sinne des „Green Deals“ der EU nachhaltig zu gestalten: Zahlreiche Unternehmen seien Vorreiter, wenn es darum geht, firmeninterne Prozesse in verschiedenen Bereichen umweltgerechter aufzustellen.
Das Forum Veranstaltungswirtschaft gibt - auch angesichts der Energiekrise - eine aktuelle Handlungshilfe heraus. Diese geht auf die speziellen Anforderungen der Eventbranche ein und zeigt in einem Leitfaden, wie Unternehmen mit Hilfe von zahlreichen Maßnahmen und Best-Practice-Beispielen in den kommenden Monaten ihren firmeninternen Ressourcenverbrauch selbst minimieren könnten.
„Die Branche hat sich schon vor der Krise für nachhaltige Strukturen engagiert“, betont Prof. Jens Michow, Präsident des BDKV. „Wir sind selbstverständlich bereit, unseren Beitrag zu den notwendigen Einsparungen zu leisten. Wir weisen aber darauf hin, dass die Veranstaltungswirtschaft sich immer noch im Krisenmodus befindet. Die Branche ist noch längst nicht in der Lage, die zahlreichen Herausforderungen aus eigener Kraft zu meistern.“
Die Handlungsempfehlungen sind auf der Webseite des Forums Veranstaltungswirtschaft zu finden.
www.forumveranstaltungswirtschaft.org
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