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82 Prozent der Dienstleister der Film- und Fernsehwirtschaft laut VTFF-Umfrage in „verbesserungswürdiger oder gar prekärer Lage“
Die aktuelle Wirtschaftslage und die politische Dauerkrise haben bei den technisch-kreativen Dienstleistern der Film- und Fernsehwirtschaft tiefe Spuren hinterlassen. Dies geht aus dem gerade erschienenen Herbstbarometer des Verbandes technischer Betriebe Film & Fernsehen (VTFF) hervor, den der Verband alljährlich unter seinen Mitgliedern erhebt.
Mit Blick auf die aktuelle Umsatzrendite bezeichnen 42 Prozent der Befragten die Situation ihrer Unternehmen als verbesserungswürdig, 40 Prozent sogar als prekär - ein Alarmsignal in 82 Prozent der Betriebe. Die Hälfte der befragten Unternehmen bewerten das noch laufende Geschäftsjahr als „deutlich schlechter gelaufen“ als erwartet, 22 Prozent als „etwas schlechter“. Für das kommende Jahr rechnen 42 Prozent der Unternehmen mit stagnierenden Renditen und 26 Prozent mit leicht bis deutlich sinkenden Renditen.
Große Erwartungen knüpfen die Dienstleister der Film- und TV-Branche hingegen an die für 2025 angekündigte Reform der Filmförderung, insbesondere an ein steuerbasiertes Anreizsystem für Dienstleister und Produzenten. So glauben 92 Prozent, dass es in Deutschland dadurch zu deutlich mehr nationalen und internationalen Produktionen kommen wird. Das Zukunftsthema Künstliche Intelligenz (KI) wird von den Dienstleistern aktiv angegangen. Hier erwägen 60 Prozent der Unternehmen für 2024 entsprechende Investitionen.
Im Vergleich zum durch Corona und explodierende Energiekosten geprägten Jahr 2022 hat sich die Situation der Unternehmen aus den Bereichen Außenübertragung, Rental, Ton-/Studio und Postproduktion/VFX noch einmal verschärft, wie das Herbstbarometer 2023 zeigt. Keines der befragten Unternehmen bezeichnet seine aktuelle Renditesituation als optimal oder gut (zum Vergleich 2022: 6 Prozent), zwölf Prozent als befriedigend (2022: 44 Prozent) und 42 Prozent als verbesserungswürdig (2022: 50 Prozent). 40 Prozent der an der aktuellen Barometer-Umfrage beteiligten Unternehmen bezeichnen ihre Rendite-Situation als prekär - dies ist eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem Herbstbarometer 2022.
Dabei hat sich die Problemlage für die technisch-kreativen Dienstleister in diesem Jahr verschoben: Während beim Herbstbarometer 2022 84 Prozent der Befragten fehlende Fachkräfte beklagten, waren es bei der neuen Befragung nur noch 24 Prozent. Einen erhöhten Kostendruck durch die Auftraggeber monieren derzeit aber 76 Prozent (2022: 69 Prozent) - ein Anstieg um sieben Prozent.
„Bereits im Juni hat der VTFF in einem öffentlichen ‘Notruf’ beklagt, dass sich viele Unternehmen angesichts des steigenden Kostendrucks durch die Auftraggeber in ihrer Existenz bedroht fühlen. Die Umfrage zeigt, wie recht wir hatten“, erklärt VTFF-Geschäftsführer Achim Rohnke. Produzenten und Sender könnten nicht immer weiter die steigenden Kosten auf die technischen und kreativen Betriebe abwälzen. Hinzu komme auch, dass 46 Prozent der Dienstleister eine Verlagerung von Produktionen - insbesondere auch der öffentlich-rechtlichen Sender - ins benachbarte Ausland beklagen, was zu spürbar weniger Wertschöpfung bei den deutschen Dienstleistern führe.
Mit entsprechend nüchternen Erwartungen gehen die Dienstleister der Film- und Fernsehwirtschaft ins neue Jahr. 52 Prozent der Unternehmen erwarten für 2024 stagnierende bis deutlich sinkende Umsätze - angesichts der ohnehin prekären Erlössituation eine ebenfalls alarmierende Prognose. Langfristig sehen 84 Prozent der Dienstleister eine weitere Konsolidierung der Branche heraufziehen, sprich ein Absinken der Unternehmensanzahl (2022: 50 Prozent). Nur zehn Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden oder leicht steigenden Anzahl (2022: 28 Prozent).
Eine Erleichterung ihrer Situation erhoffen sich die technisch-kreativen Betriebe von der Reform der Filmförderung, die zum 1. Januar 2025 angekündigt ist. Die Eckpunkte der Reform, die Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Mitte September vorgestellt hat, beruhen auf einem steuerlichen Anreizsystem (Tax Incentive), bei dem bis zu 30 Prozent der Produktionskosten als Rückerstattung gewährt werden können. Dienstleister und Produzenten sollen Zugang zu einem solchen System erhalten. Sobald das neue Steuermodell wirksam wird, erwarten 36 Prozent der Teilnehmer am Herbstbarometer mehr nationale Produktionen, 56 Prozent mehr internationale Aufträge (insgesamt also 92 Prozent erwarten mehr Produktionen) und 48 Prozent eine Verbesserung der Rendite. Nur sechs Prozent erwarten keine nennenswerten Auswirkungen der Reform.
„Die Reformierung der Film- und Fernsehwirtschaft auf der Grundlage von Tax Incentive ist eine seit langem erhobene Forderung unseres Verbandes“, so Rohnke weiter. „Das steuerliche Anreizsystem wird ein echter Game Changer werden, der vor allem die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche verbessern wird.“ Die Politik dürfe auf keinen Fall hinter ihren Ankündigungen zurückfallen, das neue Steuergesetz müsse zügig umgesetzt und ratifiziert werden.
Das Zukunftsthema KI treibt die Film- und Fernsehbranche ebenso um wie andere Wirtschaftszweige - auch dies zeigt das Herbstbarometer 2023. Experten erwarten entlang der Produktionskette massive Veränderungen durch KI. Trotz der schwierigen ökonomischen Situation stellen sich bereits 60 Prozent der technisch-kreativen Unternehmen der Herausforderung durch KI: 22 Prozent der Befragten wollen sehr wahrscheinlich 2024 in KI-Tools investieren, 38 Prozent vielleicht. „KI wird den Transformationsprozess, in dem die Branche steckt, noch einmal beschleunigen. Sollte die Reform der Filmwirtschaft wie angekündigt greifen, werden auch die Dienstleister wieder in der Lage sein, diese Herausforderungen wie auch die Investitionen in neue Technologien zu stemmen“, meint Rohnke.
Der VTFF unterstützt seine Mitglieder mit einer Reihe von Webinaren bei der Transformation hin zum Einsatz von künstlicher Intelligenz.
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