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Zukunft Deutschland: IGVW und Warriors KDM schließen interdisziplinäres, integrierendes Bündnis
Bei einer Auftaktpressekonferenz im Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin haben die Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft e.V. (IGVW) und die Warriors mit Kultur für Demokratie und Menschenrechte e.V. (Warriors KDM) das gemeinsam initiierte Bündnis Zukunft Deutschland vorgestellt - eine Kampagne, die Agierende aus Politik, Wirtschaft und Kultur zusammenbringt, um neue Themen und fachübergreifende Lösungsansätze für die Zukunft Europas zu entwickeln und umzusetzen.
Adaptiert aus der erfolgreichen Schweizer Bildungsoffensive „Next Generation 2021“ des IGVW-Mitglieds SVTB (Schweizer Verband Technischer Bühnen- und Veranstaltungsberufe) arbeiten die beiden Vereine bereits seit einigen Monaten an einem basisorientierten, sozialökologisch nachhaltigen, interdisziplinären Konzept zum wirksamen Vorgehen gegen den Arbeitskräftemangel in der Veranstaltungswirtschaft. Mit der angedachten Erweiterung des Projektes in 2023 wurde deutlich, dass die Ideen und konkreten Umsetzungen auch außerhalb des Bündnisses auf Interesse stoßen.
„Im Rahmen der Erarbeitung des Konzeptes fiel schnell auf, dass dieses nicht nur die deutsche Veranstaltungswirtschaft betrifft, sondern alle Dienstleistungs- und Handwerksbranchen. Des Weiteren, dass die beteiligten Partner:innen nicht nur Fachkräfte, sondern auch finanzielle Unterstützung und die notwendigen Rahmenbedingungen brauchen. Diese sind wirtschaftliche Stabilität, Stabilisierung des Klimas, Frieden und die soziale und politische Stabilisierung“, erklärt Holger Werner, Vorstand Warriors KDM. Unter dieser Maßgabe und mit dem Ausbau des Bündnisses wird ein interdisziplinäres, integratives Handlungskonzept erstellt, umgesetzt und durch die Beteiligten regelmäßig evaluiert.
Laut der von der IGVW beauftragten und von der TU Chemnitz in 2021 durchgeführten Studie „Landkarte der Veranstaltungswirtschaft“ zählt die Branche mit gut einer Million Beschäftigen, 243.000 Betrieben und einem Gesamtumsatz von 81 Mrd. Euro zu den sechstgrößten Wirtschaftszweigen Deutschlands. Gleichzeitig fehlen durch die Coronajahre und die bereits davor bestehenden personellen Anforderungen aktuell rund 400.000 Mitarbeitende in den heterogenen Tätigkeitsfeldern der Eventbranche.
Marcel Fery, Vorstand der TSE AG, einem Dienstleister für Veranstaltungen in Berlin, betont, dass besonders die durch die Politik erlassenen Maßnahmen während der Pandemie eine große Unsicherheit für potenzielle Bewerber geschaffen haben. Deshalb sei es um so wichtiger, „dass die Politik jetzt ihr Vertrauen in die Branche zeigt und uns in unserer Sichtbarkeit unterstützt. Es muss klar sein, dass unsere Demokratie ohne die Veranstaltungswirtschaft nicht funktioniert.“
„Das Problem: Es gibt keinen Wirtschaftszweig, der so heißt oder gar eine Wirtschaftskreisnummer im NACE-System hat“, führt IGVW-Präsident Marcus Pohl weiter aus. „So verteilen sich unsere Unternehmen auf 76 Wirtschaftskreise, die Wirtschaftskraft wird nicht erkannt, weil nicht gemessen, entsprechend gibt es keine Statistiken, und entsprechend gibt es auch keinen funktionierenden Arbeitsmarkt, wie wir ihn aus anderen Wirtschaftszweigen kennen. Jobcenter und Arbeitssuchende finden nur selten die offenen Stellen in den Unternehmen. Das hat mit unpassenden Förderprogrammen für den Arbeitsmarkt zu tun, aber auch mit unpassenden Abfragen von Qualifikationen.“
Davon ausgehend, hat die IGVW mit der Plattform www.nx-gen.de begonnen, eine Systematisierung der Berufe innerhalb der Branche zu erstellen und diese nachvollziehbar und attraktiv zu präsentieren. Dazu gehören neben der Definition von benötigten Skills genauso die Erarbeitung von Qualifikationen und die Information über Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Mit Nx-Gen besetzt die Veranstaltungswirtschaft ihren Teilbereich innerhalb Zukunft Deutschland. Marcus Pohl verdeutlicht noch einmal: „Ziel in unserer Teilwelt im Projekt ‘Zukunft Deutschland’ ist es, das wir zukunftsweisende Wege installieren, die es ermöglichen, das Migrantinnen und Migranten, Geflüchtete, Umsteigende und Quereinsteigende einen Weg in die Veranstaltungswirtschaft finden können, dass Schülerinnen und Schüler ihre Profession in unseren Ausbildungsberufen entdecken können und die Veranstaltungswirtschaft Resilienz ausbildet, damit wir in eine solche Mangelsituation nicht wieder reingeraten können.“
Ebenfalls anwesend auf der Pressekonferenz war Isabell Halletz als Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes Pflege e.V. Als eine der ersten Unterstützerinnen des Bündnisses betont sie die ähnlichen Erfahrungen in Bezug auf Personal, die Integration von Fachkräften aus dem Ausland und die vielen bürokratischen Hürden, die es zu bewältigen gibt: „Die vielen Gewerke und Mitarbeitenden der Veranstaltungsbranche machen unvergessliche Erlebnisse möglich. Ohne sie hätten wir keine Bühnen, keinen Ton, kein Licht. Spektakuläre Lichtshows oder auch Festivals wären nicht möglich. Die Veranstaltungsbranche verbindet Generationen miteinander, und deshalb engagieren auch wir uns in dem Bündnis, denn auch für die pflegebedürftigen Menschen in Heimen oder Wohngemeinschaften sind Feste und Feiern ganz besondere Erlebnisse, die verbinden und ohne die Unterstützung von Bühnen- und Tontechnik nicht möglich wären.“
„Was uns weiter eint, ist der Mangel an Personal. Allein in der Pflege gehen innerhalb der nächsten zehn Jahre eine halbe Million Pflegekräfte in Rente. Mit Ausbildung und Weiterqualifizierung allein können wir diesen Gap nicht schließen, deshalb sind wir auf Zuwanderung angewiesen, um auch künftig eine wohnortnahe pflegerische Versorgung anbieten zu können“, so Halletz weiter. „Wenn die pflegerische Versorgung gesichert ist, können auch Mitarbeiter:innen der Veranstaltungsbranche arbeiten gehen und müssen sich nicht um ihre pflegebedürftigen Angehörigen kümmern. Gemeinsam setzen wir uns deshalb für schlanke Prozesse, den Abbau von Hemmnissen und Bürokratie und für mehr Entscheidungskompetenzen von Arbeitgeber:innen in der Zuwanderung und bei der Beschäftigung von Geflüchteten ein. Warum dürfen Arbeitgeber:innen nicht entscheiden, ob die zugewanderte Person entsprechend qualifiziert ist? Stattdessen müssen komplizierte Anträge bei verschiedenen Behörden ausgefüllt werden, und wertvolle Zeit vergeht, bis die zugewanderten Menschen endlich arbeiten können. Beschleunigte Verfahren nützen nichts auf dem Papier, sie müssen auch gelebt werden. Deshalb kämpfen wir gemeinsam für die Zukunft unserer Branchen. Gemeinsam setzen wir uns für die Zukunft Deutschlands ein.“
Als erste Aktion hat das Bündnis unter www.openpetition.de/petition/online/zukunftdeutschland-jetzt eine Onlinepetition gestartet, die die Anliegen in den deutschen Bundestag tragen sollen. Hauptforderung ist die Errichtung eines festen, regelmäßigen Gremiums, das die herausgearbeiteten Aufgaben interdisziplinär mit allen Beteiligten lösungsorientiert bearbeitet. Beteiligt sollten die zuständigen Ministerien auf Bundes- und Landesebene, die Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften und Interessengruppen sein.
Am 29. April 2023 findet ab 11 Uhr auf dem Alexanderplatz in Berlin in Kooperation mit dem World Peace Day eine Kundgebung der Veranstaltungswirtschaft statt. Der klare Fokus liegt dabei auf dem Arbeitskräftemangel und den Möglichkeiten, die die Branche für jeden und jede bietet. Im Rahmenprogramm des Aktionstages wird es unterschiedliche Präsentationen und Redebeiträge geben, außerdem werden unterschiedliche Kunstschaffende zeigen, wie wichtig ihre Crews für das Fortbestehen der deutschen Kunst- und Kulturlandschaft sind.
Ebenfalls vorgestellt wird am 29. April 2023 in Berlin eine in Zusammenarbeit mit dem AZAV-zertifizierten Bildungsträger KIZ Prowina (Kommunikations- und Innovations-Zentrum) generierte, auf Skills basierende Datenbank zum Matching von Arbeitssuchenden und offenen Stellen und eine zentrale Erfassungsstelle für unterstützende Finanzen bzw. Fördermittel.
Abschließend schickte die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, ein Grußwort für die Kundgebung in die Pressekonferenz: „Die Veranstaltungsbranche - von den Technikerinnen über die Designer bis hin zur Security - ist das Rückgrat der Kunst- und Kulturszene in Deutschland. Ich wünsche euch allen daher eine erfolgreiche Kundgebung mit zahlreichen Teilnehmenden - seid laut, seid kreativ, bunt und unbescheiden!“
Foto (v.l.n.r.): Martin Behns (Geschäftsführer der Privaten Berufsschule für Medientechnik, btrend-setting), Nicole Behr (Vorständin IGVW und IPGV e.V., Ansprechpartnerin Kommunikation), Marcel Fery (Vorstand TSE AG, Mitglied fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft e.V.), Holger Werner (Vorstand Warriors KDM e.V.), Marcus Pohl (Präsident IGVW und Vorstandsvorsitzender ISDV e.V.), Isabell Halletz (Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes Pflege e.V.). (Foto-Copyright: Bündnis Zukunft Deutschland)
www.arbeitgeberverband-pflege.de
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